Neue Wohnung 1
Reib die Fasern, rau noch, am Schrank,
am grünen, braunen Wandbehang, am Sinn
dieser kleinen Pusteln zweifelnd, so entzweckt,
ziellos einfach so in den Raum gereckt,
plusternd die Brauen (Augenränder, befiedert kaum);
jedenfalls: die grünen Augen unter braunen Haaren sehen
wie schön die verriebenen Tapetenkrümel fliegen,
wenn du pustest … atmest …; und
jedenfalls beim Umziehen rücken wir jedes Mal
vor die zerschundnen Simse alle Möbel, alles schmiegt sich,
muss sich fügen, alle Tapeten schmirgeln wir aalglatt bis
sie keinen Widerstand mehr bieten unsren Augen, kratz kratz.
Und kleine Kugeln säumen unsre Böden und die scharfen Ecken
unsrer Möbel, wir haben sie extra so eckig bestellt, wir
ziehen mit ihnen einmal jede Wand entlang, wir
schleifen Tapeten, die grünen und braunen Fasern an/ab, und
all unsre Möbel haben sich endlich um uns gehüllt und
an unsren Tapeten endet die Welt.
Neue Wohnung 2
Im Bett, im Schlaf naht dann ein Gefühl, und
ich schweig und ich klag nicht so viel, aber
richtig daheim bin ich nie, und oh, ich frag mich,
ob so richtig daheim noch die alte Küchenuhr tickt;
siehst du die Nacht um Dunkelheit ringen,
von den letzten und ersten Karren befleckt,
sag, hörst du die schwarzen Straßen singen,
hörst du, wie manchmal die Krähen verstummen?
Alte Wohnung 1
Versinken in den Spiegelflächen
ausgehängter Türen, ihren kühlen Lack ziehend
am Boden, wo Stoffe liegen, Baustoff: gelb,
Dämmstoff: lachspastell, vom Sprechen der Hall
im Haus, die Wechsel im Hintergrund verklingend und
ertrinkend in den Brachen und zu dünnen Laken
und dem Papier, darin trotzdem die Gläser klirren,
bruchblütig ihre Nähte und seiden ihr Appell,
von Seife rosenduftend, schon völlig deplatziert.
Wo die Glasnaht pocht, am Boden Staub,
auf Spiegeln Partikel in rosa und gelb und
ich kann mich in allen Türflächen wechselfühlen
und vor ihnen fliehen sehen in diese Distanzen,
ich platze wie Lack, platze einfach ab.
Alte Wohnung 2
Einzelne Bewegungen wie die von kleinen Tieren im Wald
dissoziieren durch Nicht-Ort, Nicht-Raum; fällt
ins leh-leere Herz, bin sehntrunken, -süchtig,
alle Lichter grau; diese Insekten, sogenannten,
diese elend kleinen Nicht-Tiere, diese Funde hier sind
alles Steine, sind alle meiner stämmig, kantig, aschen oder Eis,
alte Wohnung im leh-fahlen ledernen Herz. Sag,
hörst du die Küchenuhr, wie noch ich nur, pochen hin-wo?, hin-aus.