KMP: … das war halt ’ne KLW! Und das hab‘ ich halt rausgeholt und irgendwie so durchgeblättert, und das hab‘ ich in die Hosentasche gesteckt. Dann hat mich noch irgendwer angequatscht gehabt von wegen: „Die Zeitschrift die Du da hast, hast Du die aus dem Kasten? Die gehört glaube ich irgendwem, sprich den mal an.“ Aber der war auch schon total zugekifft und betrunken und alles, und ich hab‘ die Zeitschrift einfach in meiner Hosentasche gelassen. Ich war auch total betrunken am Ende und am nächsten Tag hab‘ ich diese Zeitschrift wiedergefunden und dann habe ich die durchgeblättert. Das war dann halt irgendwie geil, ich dachte mir so: „Ey, voll cool. Das ist ’ne Zeitschrift in Würzburg, aus Würzburg, das sind Leute, die machen Literatur.“ Und seitdem habe ich das so ein bisschen verfolgt und … zu Fleisch und Blut, der wahrhaftige Leib ist es am Ende geworden, als ich die vollkommen (laut.) Missratene! – nein, Späßchen – als ich die Ausgabe #4 gesehen habe und mir gesagt habe: „Hey, da stehen ja viel weniger Leute im Impressum als in Ausgabe #3, die armen Schweine brauchen wohl irgendwen, die kriegen wohl keinen mehr“ – da hab‘ ich mich erbarmt, man ist ja Mensch.
UP: Darf man Dich als Teil der KLW bezeichnen? Mittlerweile?
KMP: (stellt Sektglas ab.) Mittlerweile, ja. Die Leute haben auf meine Kosten Wein getrunken, (UP lacht.) da habe ich mir das schon verdient. Okay es waren nicht meine Kosten, ich geb’s zu.
UP: Das war der Pakt, ja. Worin siehst Du Deine Betätigungsfelder?
KMP: Meine Betätigungsfelder. Zum Ersten: Du sagtest mal Du bist kein Geschäftsmann, aber ich bin da so’n bisschen mehr der – ich bin auch kein Geschäftsmann – ich glaube ich bin mehr der Geschäftsmannpart der KLW der sagt: „Ey, die kann doch groß werden, die hat doch Potential bald in allen Läden Deutschlands auszuliegen.“ Das fänd ich irgendwie geil, das ist mein Größenwahn den ich habe. Zudem habe ich in den letzten Jahren mehr und mehr so einen Mikrotypografie-Lektorats- Fetisch entwickelt und dann achte ich eben auf jeden Rechtschreibfehler. Wenn Leute einen einfachen Bindestrich anstatt eines Gedankenstriches verwenden, dann regt mich das halt auch auf. Ich will so ein bisschen mehr Zucht und Ordnung – die preußische Ordnung (haut dabei auf den Tisch.) – in die KLW bringen. Der fränkischen Ursuppe auch etwas von der guten, klar strukturierten Küche reinbringen.
UP: Getreu dem Leitspruch nach Freddie K. „E Mo‘ ohne Bauch is a Grübbl“! Jetzt wo Du gerade bei preußischer Ordnung warst – was sagst Du denn zu den bisher publizierten Bilanzen der KLW?
KMP: Ich sag mal so: Man kann die Tortendiagramme in Holzfarben einfärben, das ist ’ne coole Sache, da spricht der kreative Geist draus, aber: Das hat mit einer geilen Bilanz nichts zu tun. Ich meine bisher war das okay, man hat Spendeneinnahmen und man hat Ausgaben für Druckkosten und Drogen, okay, kann man machen.
UP: Kugelschreiber.
KMP: Kugelschreiber! Druckartikel! Büromaterial! —
UP: Sicher, sicher.
KMP: Der vielfältigsten Art natürlich. Aber da bin ich auch so ein bisschen mehr der Buchhalter, der das gerne aufschlüsselt nach Büromaterialien, Druckkosten, Verpflegung – so kann man das ja ruhig nennen, den ganzen Wein den wir uns reinziehen. Deswegen ist eines meiner ersten ambitionierten Projekte, dass man ein eigenes Konto bekommt und dann richtig das Business losgehen kann.
UP: Würdest Du das dann in Personalunion ausüben? Lektorat und Finanz?
KMP: Ja, denk ich mal. Das bekomme ich noch hin.
UP: Investment.
KMP: Investment .. Brudi.
UP: Begeben wir uns wieder ins Abseitige, Abwegige: Möchtest Du uns von Deinen Prägungen etwas mitteilen, eine kleine Brise Wind, ein Bote von dem, was KMP sein könnte?
KMP: (überlegt.) Schwierig. Bevor ich ins Fabulieren komme: Vielleicht so… bisschen konkreter? (Schweigen.) Also meine Prägungen sind: ich bin aufgewachsen, so bis zur 7., 8. Klasse, ich war gut in der Schule, sehr gut sogar, aber aus sozialen Kontakten habe ich mir nie viel gemacht, dann bin ich in der 9. Klasse auf ein Internat gegangen – da hab‘ ich ’ne ganze Menge gelernt, da ging’s nicht mehr nur um das Fachliche, wobei ich da auch viel gelernt habe, und bin in Deutschland durch die Gegend gefahren; hab Lachshäppchen überall gegessen auf Staatskosten – das mache ich heute noch – das ist so mein liebster Zeitvertreib eigentlich – auf Staatskosten Lachshäppchen essen.
UP: Na das ist doch ‚mal ’ne Prägung. Ich wollte jetzt auch gar nicht so sehr ins Chronologische, sondern einfach, wenn Du darüber nachdenkst: Was hat Dich geprägt?, dann —
KMP: Ja wie gesagt, das —
UP: vielleicht Situationen, oder Lektüre, oder —
KMP: diese Internatszeit hat mich geprägt —
UP: Symphonien, oder …
KMP: sag ich jetzt mal, dass ––
UP: oder Gottesdienstbesuche.
KMP: Joa, ich hab auch .. ich hab auch lang mit dem .. Glauben, sag‘ ich jetzt mal, gehadert. Ich hab ’n guten Freund, der ist Katholik, und mit dem hab‘ ich mich viel darüber unterhalten, ich hab‘ Gottesdienste besucht. Ich hab‘ mir schwer getan, ich hab‘ wieder gezweifelt, das ist so ein ewiges Auf und Ab, das ist komplizierte Geschichte, deswegen so ich hab‘ auch was das Soziale angeht Auf und Abs erlebt; was den Erfolg, die Trophäen, die man mir hintergeworfen hat, anbelangt, hab ich auch Auf und Abs, so .. seit .. den letzten zwei Jahren würde ich sagen ist so meine Lieblingsbeschäftigung einfach irgendwelche sinnlose Kackehrenamtskram zu machen, mich für irgendeinen Mist da – zum Beispiel so KLW – oder Fachschaft an der Uni und was weiß ich denn für’n Kram so zu engagieren. Keine Ahnung warum ich das tue. Wahrscheinlich wegen Min- derwertigkeitskomplexen. Das ist alles so —
UP: Na schauen wir mal wie lange Du noch ehrenamtlich bei der KLW bist …
KMP: Ja kucken wir halt mal, so, aber —
UP: .. vielleicht, vielleicht wirft das ja sogar noch einmal ’ne Rendite ab.
KMP: Vielleicht ist es bald kein Ehrenamt mehr, sondern so:
„BRUDI, VIL-LA AUF BA-HA-MÁS!“ (…) Nein, vielleicht. Vielleicht ist es auch nicht schlecht so. Irgendwann der Erfolg der lebenslangen, harten Arbeit, hüstel, hüstel.