Ausgabe 13

  • 02/03/2024

Vorwort #13

HINWEIS: IN DIESER ONLINE-AUSGABE BEFINDEN SICH NUR TEXTE DER RUBRIK „FREIER TEIL“. FÜR DEN GENUSS EINER VOLLSTÄNDIGEN AUSGABE KONTAKTIEREN SIE UNS PER MAIL (autorenseelsorge@literatur-wuerzburg.de) ODER BESTELLEN SIE EIN EXEMPLAR AUF liberladen.org.

Willkommen zur 13. Ausgabe unserer kollektiven Literaturzeitschrift mit der Rubrik SehnSuchtsZustände.

Sehnsucht ist überall und jederzeit, und doch gestaltet sie sich für jeden Menschen anders. Sei es die Sehnsucht nach einem, mehr als überfälligen, Urlaub, einem*r passenden Partner*in oder dem eigenen Eigenheim. Wem die Ideen ausgehen braucht eigentlich nur Werbung schauen um auf neue Möglichkeiten zu stoßen. Groß angesagt scheinen Lieferdienste und jegliche Art von zeitsparender „gesunder“ Ernährung, könnte aber auch meine Bubble sein.

Grundsätzlich scheint eine Voraussetzung das Fehlen oder die ungenügende Versorgung mit etwas zu sein. Man sehnt sich nach dem was man nicht hat. Da wundert es nicht, dass wir uns im Westen eher selten nach „sogenannten“ Grundbedürfnissen sehnen, sind diese doch meist zufriedenstellend erfüllt. Deshalb zur Abwechslung lieber mal Sushi, oder vielleicht doch ein veganes, glutenfreies Bratwurstweck?

Vieles was für uns mittlerweile zum Alltag geworden ist war bisher nur in Träumen denkbar. Aber wer denkt schon beim Träumen? Und so traumen wir nun auch tagsüber vielmehr von Alwechslung, Leichtigkeit und, mehr denn je, nach einer Perspektive für die Zukunft.

Es sei jedoch Vorsicht geboten. Nicht wenige SehnSuchtzustände beginnen mit dem unschuldigen Wunsch nach Abwechslung und Leichtigkeit. So kippt die überschwängliche Verliebtheit allzu schnell um und wird Eifersucht, Abhängigkeit oder gesunde Liebesbeziehung.

Ich sehne mich derzeit am meisten nach Wärme und Licht. Der Pragmat in mir schlägt eine Warmelampe vor. Angenehmer wäre sicher echte Körperwärme. Hab da letztens im Mediamarkt ein Schnäppchen
entdeckt. Mit dieser auf dem Sofa sitzend kann ich mich dann wichtigeren Dingen widmen, wie z.B. dem
Schreiben dieses Vorwortes. Ein sinnstiftender Job wäre auch nice, aber den gibts leider nicht im Supermarkt.

Im Großen und Ganzen sehnen wir uns doch irgendwie nach einem besseren Leben. Was das für jeden Einzelnen bedeutet, muss immer noch jeder selbst herausfinden. In meinen Augen das Allerwichtigste: aus dem Sehnen ein Handeln werden lassen. So wie es die Autor:innen in dieser Ausgabe getan haben indem sie ihre Gedanken zunächst auf ein Blatt Papier gebracht und uns dann zukommen haben lassen. Nur Dank ihnen könnt ihr im Verlauf dieser Ausgabe mannigfaltige Umgangsformen mit ebendiesen SehnSuchtsZuständen verkosten und hoffentlich darüber staunen was diese in euch wecken. Wer weiß was passieren könnte, lasst ihr euch zum Handeln verführen.

Die Redaktion wünscht viel Spaß dabei.

Helmut Hartwig


Der Geist der Nacht

Ich bin der Geist der Nacht, der darauf wartet, dass die Sonne untergeht, damit er endlich auf die Bühne springen kann, um in die erschrockenen Gesichter der Zuschauer dieses Schauspiels zu blicken, das den Namen 21. Jahrhundert trägt. Ich bin das Adrenalin, das durch meine eigenen Adern pumpt und mich antreibt. Mein Blut kocht. Die Haare stehen elektrisiert zu Berge und schreien ihr Lied. Allerdings nur die kleinen Härchen, die niemand sieht. Die auf dem Handrücken und den Schultern. Sie sind so licht, dass man gar nicht bemerkt, dass sie da sind, bis man sie sich abrasiert und feststellt, dass man nichts mehr spürt, wenn man sich warme Luft über die Haut föhnt. Die anderen Haare versuchen, keine unangenehme Aufmerksamkeit zu erregen, während Professor Heise in die fokussierten Gesichter unzähliger Erstsemestler schaut, die sich aus verschiedensten Motivationen zu einem Studium der Informatik entschieden haben Theoretiker, Hardwarebastler, Softwareentwickler, Geldverdiener. Mein Vater sagt, Informatik ist was Vernünftiges und hat Zukunft. Professor Heise fragt, welche Laufzeit der MergeSort-Algorithmus hat, als ich gerade überlege, vergleichende Literatur zu studieren, einfach um meinen Vater zu ärgern. Diesen Plan werfe ich allerdings sofort über den Haufen. Sollte ich meinen Vater wirklich ärgern wollen, würde ich in die Linke eintreten und mich für die Wiedereinführung der Vermögenssteuer stark machen. Die dürre Hand eines Strebers meldet sich und eine unangenehme Schleimerstimme ertönt: „Die Laufzeit des MergeSort-Algorithmus bei einer Eingabe der Länge n liegt in Groß-O von n log n.“ Ich muss die unangenehme Schleimerstimme als die meine identifizieren. Der Geist der Nacht schämt sich zutiefst und verbietet mir für den Rest der Vorlesung jegliche Meldung.

Eigentlich bin ich cool. Das weiß nur keiner und ich bin müde geworden, es zu beweisen. Das wäre auch ein lässiger Spruch, um ihn dem Mädchen zu sagen, das zwei Plätze neben mir sitzt. Sie würde antworten: „Ach, es gibt Beweise?“ Und ich stünde daraufhin auf und, und, und, verdammt, keine Beweise. Mir fällt ohnehin auf, dass das Mädchen strickt. Selbst die Girls unter den Nerds sind Nerds. Könnte man Stricken als sozial-anarchisches Statement werten? Ein halb fertiger Schal, der zugleich stolz und rebellisch „Ich bin anders!“ durch den Hörsaal postuliert? Ich glaube kaum. Wahrscheinlich ist das Mädchen einfach schlecht erzogen und weiß nicht, wie man sich benimmt, wenn man in einem Hörsaal sitzt und es einen Professor gibt, der nicht ignoriert und Studenten, die nicht vom Klackern zweier Stricknadeln abgelenkt werden wollen. Wenn überhaupt dieser halbfertige Schal „Ich bin anders!“ postuliert, dann nicht so, wie James Dean anders war, eher wie John Lennon.

Die dürre Hand eines Strebers erhebt sich, Professor Heise nimmt sie dran. Ich will gerade sagen: „Die da strickt.“, als sich die kleinen Härchen auf meinem Handrücken und Schultern kaum merklich räuspern. Es gibt etwas viel besseres als die Wiedereinführung der Vermögenssteuer. „Ähm, Entschuldigung, hat sich erledigt.“, erklingt wieder die unangenehme Schleimerstimme. Ich lehne mich zu dem Mädchen rüber: „Eigentlich bin ich cool.“ Aber das Mädchen mit dem Ökokomplex beachtet mich gar nicht. Glück gehabt, Vater.

Vierdimensionale Räume kann ich mir schlechter vorstellen als sechsdimensionale Räume. Sterne explodieren. Goldstaub rauscht durch das Schwarz und legt sich auf die Berge. Bist du in Ordnung, James? Wie war die Vorlesung? Erdbeben beben. Berge bersten. Ein Berg birst. Seine gigantischen Brocken rasen durch die Luft und erschlagen alles, was ihnen begegnet. Alles wird erschlagen. Ich fliege durch die Sterne. Ich rase und rase immer schneller. Die Formen um mich herum zerfließen. Ich fliege durch alles hindurch. Ich bin ein Fels. Alles zerschmettert, wenn ich es berühre. Berühre. Ich berühre nicht. Ich zerschmettere. James, bist du in Ordnung? Was ist los? Wie war die Vorlesung? Nichts kann meinen Sturz stoppen. Ich stürze nach vorne. Ich falle, in welche Richtung oder Dimension auch immer. Ich fliege durch das Schwarz. Es bleibt an mir haften. Ich wollte anhalten, doch jetzt muss ich schneller werden. Das Schwarz haftet an meiner Haut. An meiner Seele. Es dringt durch meine Poren. Es ist in meinen Zellen. Es brennt. Der Schmerz zerfrisst mich über das Maß, das ich ertragen kann. Ich will schreien, doch das Schwarz kriecht durch meine Luftröhre und erstickt meinen Atem. Kein Hauch rinnt meinen Hals mehr empor. Was ist los, James? Was ist los?

Wie war die Vorlesung? Mutter zerteilt das Stück Braten auf ihrem Teller. Die Soße bedeckt nicht den Rand des Tellers, kein Tropfen. Die Gabel und Messer hält sie in ihren Fingern, sodass sie ihre Handflächen nicht berühren. Vater würde fragen, wie die Vorlesung war, aber es ist Mutters Aufgabe, mich das zu fragen. Ich sehe ihm in die Augen. Er schaut kalt in die meinen. Auf meinem Tellerrand befindet sich Soße.
Ich stehe auf und verlasse das Zimmer. Es fühlt sich alles wie in Zeitlupe an, aber flüssiger. Als könnte mich nichts davon abhalten. Die Türe zu öffnen, hinauszugehen und sie hinter mir zu schließen. Ich fließe und es fühlt sich gut an, aus dem Zimmer zu fließen. Ich gehe einfach weiter, den viel zu langen Gang entlang. Er ist nicht zu lang, als dass ich ihn nicht hinunterlaufen könnte. Ich öffne die nächste Tür und gehe hinaus in den Winter. Der Winter ist kalt, aber die Luft ist klar. Ich friere in meinem Langarmshirt, doch meine Lungen atmen. Es kommt mir vor, als hätte ich noch nie geatmet. Ich gehe die Treppe hinunter. Meine Haut friert, doch meine Lunge sagt, es ist okay. Tut mir leid, Haut, das muss so sein. Ich laufe die Allee entlang und der Kies knirscht unter meinen Schuhen. Die Bäume links und rechts von mir scheinen nicht zu enden. Ich will die Allee verlassen, doch ich kann nicht nach links und rechts.
Die Bäume enden nicht. Sie enden nicht. Ich dachte, ich habe das Haus verlassen und es wird nun alles gut. Doch die Allee zieht mich in eine Unendlichkeit. Es ist keine gute Unendlichkeit. Ich kenne sie und sie macht mir Angst. Ich will rennen, doch ich beginne zu schweben. Meine Füße verlieren den Boden und der Raum verändert sich. Wie in ein schwarzes Loch werde ich zurückgezogen. Der Raum wird eng und verzerrt. Nur das Haus hinter mir wird immer größer und größer und zerbricht jede Realität wie einen Spiegel. Ich schreie stumm, während sich die Tür wieder öffnet und mich ins Schwarz zieht.

Ich schrecke auf. Ein paar Gesichter drehen sich zu mir herum. Professor Heise fährt monoton fort, monoton zu sein. Das Mädchen neben mir schaut zu mir herüber. Sie sieht mich an, als wüsste sie, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ich schaue kurz auf mein Pult, dann wieder zu ihr und ich merke wie ihr Blick mein Herz langsamer werden lässt. „Ich weiß, das klingt vielleicht ein bisschen komisch“, sage ich schließlich leise zu ihr, „aber würdest du mit mir rausgehen?“„Und wohin?“ „Egal.“ Ihre Augen sind besorgt und konzentriert. Sie überlegt kurz und nickt. Als wir den Hörsaal verlassen, habe ich noch ein bisschen Angst, dass ich immer noch träume. Dann schaue ich in die Augen des Mädchens. Sie sind echt. „Und, was machen wir jetzt?“, sie lächelt und ich stehe ein paar Sekunden da und kann nicht antworten.

„Mein Name ist James.“
„Mein Name ist Madeleine.“
„Ich studiere Informatik.“
„Ja“, sie lacht, „das tun wohl die meisten hier.“

Wir schweigen ein paar Sekunden. Es ist kein peinliches Schweigen, eher diese vier, fünf Sekunden, wenn man ausatmet.

„Woran erkennt man einen extrovertierten Informatiker?“, fragt mich Madeleine.
Ich zucke mit den Schultern.
„Er schaut beim Reden auf deine Schuhe und nicht auf seine eigenen.“

Wieder ein paar Sekunden Stille. Es ist keine peinliche Stille, eher diese sieben, acht Sekunden, wenn man etwas entscheidet. Mir fällt ein Tattoo auf Madeleines Arm auf. Es sind lediglich die Worte „This is my poetry“.

„Wofür steht das denn?“, frage ich sie.
„Das ist der Anfang von einem Gedicht, das ein guter Freund von mir geschrieben hat.“, antwortet sie, „Willst du es hören?“
Ich nicke.

„This is my poetry
What am I about to say?
I’m on this stage right now
My feet could start to tremble
These words could break and perish from the day.

Listen, pal – I bet you that they will
Like rotten hay
that’s carried out from only gust
It’ll die away on crumble peat
Maybe another flower
will blossom from this dust

Shout it if it means to you!
These words may waft over some fools
If it means to you then you shout
what from your heart may sprout

Jasmin is the most wonderful on earth
There’s loving kindness in her eyes
Though to you stranger I can’t hide
There’s loving kindness in her eyes“

„Hey Madeleine, was würdest du jetzt am liebsten machen? Ähm. Okay. Das ist jetzt komisch, Entschuldigung. Also, vielen Dank für das hier. Du hast mir echt geholfen. Aber du willst wahrscheinlich auch wieder in die Vorlesung.“
„Ja, so langsam wäre das nicht schlecht.“, Madeleine lächelt, „mach’s gut, James.“
„Oh, eins noch.“
„Ja“
„Deine Augen sind echt.“
Ich glaube, Madeleine hat sich über ihre echten Augen gefreut, als sie sich umdreht. Ich setze mich an einen PC im Computerraum und google „uni würzburg exmatrikulation“. Während der Drucker vor sich hin rödelt, um das Formular auszudrucken, gehe ich zum Getränkeautomaten vor und hole mir eine Cola. Ich fülle das Formular ganz ruhig aus. Nicht, dass ich mir Zeit lasse, um ganz sicher zu sein. Ich bin mir nicht sicher, aber darauf kommt es nicht an. Wenn man Mentos in eine Cola wirft, legt sich unter der Fontäne aus Kaliumbenzoat, Kohlendioxid und Aspartam bestimmt etwas Wunderbares.


Verlangen und Verachtung

Contentwarnung: Der Text enthält explizite Darstellungen von sexualisierter Gewalt im Zusammenhang mit Krieg und Tod. 

Ich fahre ins Landesinnere zu einem Freund, weil wir uns schon länger nicht gesehen haben und letztens beide beschlossen, dass es mal wieder an der Zeit wäre. Die Stadt löst sich um mich auf – endet auf dieser Seite überhaupt nicht so, wie sie es am Meer tut, wo ich gerade viel lieber wäre. Dort stoßen die letzten Blocks abrupt mit dem Strand zusammen – hier franst sie aus und aus Neuwien werden Vororte und aus den Vororten Felder. Wie deprimierend.

Durch diese fahre ich also, Zeug zum Übernachten und eine Kiste Bier im Kofferraum, wobei ich das eine ohne das andere nicht bräuchte. Die Sonne stürzt auf den Asphalt vor mir und lässt ihn Wellen schlagen und ich ärgere mich umso mehr über den verpassten Tag am Strand und bin froh über die voll aufgedrehte Klimaanlage. Mir wird bewusst, dass ich, wäre ich früher aufgestanden, vormittags noch hätte ans Meer fahren oder mich wenigsten in den Pool meiner Eltern hätte stürzen können, aber ich brauchte den Schlaf, weil ich mich gestern Abend schon übernommen habe, wovon mir auch jetzt zu Mittag noch der Schädel schmerzt, was jede Welle Sonnenlicht und jedes zurückgeworfene Photon nur schlimmer macht. Ich weiß, Koks hätte kurz vor dem Losfahren geholfen, aber ich will nicht riskieren, dass sie mir den Führerschein ziehen, wie das Bekannten von mir in letzter Zeit immer öfter passiert. Es scheint, als verändere sich tatsächlich etwas im Land.

Er wohnt nicht weit draußen, aber eben doch außerhalb der Stadt, was allein ausreicht, mich unruhig werden zu lassen. Die Straße rollt sich vor mir auf und das Auto zischt darüber und ich schaue mich so wenig wie möglich um, konzentriere mich ganz auf das grauschwarze Band vor mir. Aus dem Radio dröhnt meine Spotify-Playlist und ich singe laut mit, ohne die Worte mein Bewusstsein erreichen zu lassen. Ich singe beinahe, wie ich fahre: völlig automatisiert, konzentriert, mich abhaltend, darüber nachzudenken. Dann habe ich das Ziel erreicht, teilt mir mein Handy mit, und ich parke vor dem Haus des Freundes ein, steige aus und lasse mir von der Sonne fest ins Gesicht schlagen und mein Hirn breiig stampfen. Ich habe das Gefühl, alles um mich piepst durchdringend und lehne mich am Auto an, bis der Schwindel vorbei geht. Laszlo öffnet die Tür und grinst mich mit seinem dummen hübschen Gesicht breit an und kommt auf mich zu und ich grinse dumm zurück und wir umarmen uns wie echte Männer – nicht zu nah, nicht zu fest, nur kurzes Klopfen auf die Rücken und dann wieder schnelles Abstand Nehmen – und fragen einander zur Begrüßung, wie es uns geht und Laszlo macht den Kofferraum auf und nimmt die Bierkiste heraus und ich nehme meine Tasche mit den Wechselklamotten heraus und schlage den Kofferraum zu, sperre das Auto ab und folge ihm in die dunkle schattige Kühle des Hauses, wo er schon dabei ist, einige Bier kalt zu stellen. Ich schließe die Tür hinter mir und sehe mich um, wobei es mir langsam besser geht.

Das Haus sieht ungefähr so verwüstet aus, wie ich erwartet habe. Überall stehen leere Flaschen diverser Typen Alkohol. Zigarettenstummel und halbgerauchte Joints liegen daneben und Wollmäuse ziehen sich die Sesselleisten entlang. Über allem hängt der Mief eines ungewaschenen Jungmannes in Verbindung mit Axe-Bodyspray. Ich fürchte mich jetzt schon vor der Toilette.

„Du, sag mal,“ sage ich, „wie lang sind deine Eltern schon unterwegs?“ „Ach, einige Wochen glaube ich, so genau weiß ich’s auch nicht, aber ich weiß, dass sie vor dem Dreißigsten sicher nicht zurück sind.“

Dann hast du ja noch Zeit, das Haus völlig mit Schutt anzufüllen, denke ich und sage: „Du Glücklicher. Genießt‘ die Zeit sehr?“

„Was weiß ich.“

Wir haben uns mittlerweile an den Tisch gesetzt, wobei ich einen Stapel angestaubter Lehrbücher für unter anderem Wirtschaftsmathematik von einem Sessel genommen und nach einem kurzen unschlüssigen Blick auf einen Stapel Pizzakartons abgelegt habe, der von der Last der Bücher zusammengestaucht wird wie eine Ziehharmonika.

„Erzähl mir was – wie war dein Sommer bisher, generell die Zeit seit die Schule vorbei ist?“, fordert mich Laszlo auf und ich bin sicher, dass ihn das genauso wenig interessiert wie mich andersherum. Trotzdem fange ich an, einige Belanglosigkeiten von mir zu geben, sage, dass das Studieren gut läuft, dass ich noch bei meinen Eltern lebe, weil diese sowieso selten zuhause sind und die Stadt als Student ganz anders genießen gelernt habe. Er nickt einige Male, dann steht er auf und holt eine Flasche Wein aus der Küche. Mir fällt auf, wie gut ich den Grundriss des Hauses kenne – wie oft ich ihn hier besucht habe, als wir noch Schulkollegen waren, kann ich nicht mal abschätzen. Und trotzdem verloren wir uns beinahe aus den Augen, nachdem wir die Schule abgeschlossen hatten, weshalb ich aber nicht direkt traurig war: Ich hatte wenig Lust, mich weiter mit diesen Menschen, die ich teils acht Jahre lang um mich hatte, herumzuschlagen. Außerdem hatte ich vor, jemand ganz anderes zu werden, was mir so wenig gelang, dass mich Laszlo, als er mich letzte Woche am Strand sah, sofort erkannte. Deshalb sitze ich jetzt hier und muss mir Gedanken darüber machen, wie langweilig ich ihn finde; wie ähnlich er mir wahrscheinlich ist; wie wenig ich in dem Jahr seit dem Schulende weitergebracht habe; und ob er schon immer so hübsch war oder in diesem Jahr einen ganz großen Glow Up erleben durfte, der mir verwehrt geblieben ist. Andererseits lebe ich nicht in einem zum Loch verkommenen Elternhaus – ich weiß jenes, in dem meine mich allein lassen, recht ordentlich zu halten – und Axe-Bodyspray ersetzt mir auch nicht das morgendliche Duschen.

Während wir die Flasche Wein trinken, erzählt er mir von sich und ich höre ihm nicht zu. Das, was ich mitkriege, macht mich traurig. Der Wein wärmt mir den gestrigen Rausch aber so gekonnt wieder auf, dass sich die Traurigkeit nicht festsetzt. Stattdessen schlage ich ihm vor, die Hitze des Tages im Garten ausklingen zu lassen. Er ist einverstanden und holt aus seinem Zimmer – oben, im ersten Stock gleich über dem Wohnzimmer, ich kann ihn herumkramen hören – eine Musikbox, die er mit nach draußen nimmt und leise laufen lässt, während wir uns oberkörperfrei quer über die großzügige Gartengarnitur mitten in die Sonne legen. Er redet die ganze Zeit weiter und ich werde immer betrunkener und summe die Musik mit und erfreue mich an seiner glatten Haut und den darunter liegenden Muskeln, die in der Sonne glänzen, obwohl er mit Sicherheit keinen Sport macht.

Er erzählt mir von irgendwelchen Mädchen, die ich alle nicht kenne; von seinem Studium, das ihn schrecklich langweilt; von Netflix‘ schlechter Auswahl und der allgemeinen Tristesse der Gegenwartskultur, deren Erzeugnisse ihn durchwegs ermüden; von seinem Leben, das ihn auch ermüdet, trotz der regelmäßigen Eskapaden mit den eingangs erwähnten Mädchen, die entweder, laut ihm, einen geilen Arsch, geile Lippen oder geile Brüste haben, aber deren Fertigkeiten im Bett ihn unbefriedigt zurücklassen. Ich mache „Mhm, Jaschon, Voll, Findichauch, Wirklich?!“ und frage mich, was er sagen würde, böte ich ihm an, ihm zu zeigen, was geiler Sex ist. Ich richte mich torkelig auf und will gerade nach seinem Arm greifen als er mich ansieht, hübsch dumm grinst und mir ganz schnell wieder klar wird, wer er ist und ich die Idee verwerfe, weil ich vor Augen habe, wie wir vor zwei Jahren noch zusammen Playstation spielend in seinem Zimmer hockten und uns mit Chips vollstopften. Ich weiß auch nicht, warum das gegen Avancen spricht, aber jetzt gerade fühlt es sich so an. Außerdem gibt es keinen heterosexuelleren Menschen auf der Welt als Laszlo, wenn mit seinem Glow Up nicht auch eine völlige Umpolung stattgefunden hat, was ich stark bezweifle.

Laszlos Reden ist so schrecklich leer, denke ich, und nehme noch einen großen, leerenden Schluck aus der Weinflasche. Laszlo hört das hohle Klonk derselben auf den Terrassenfließen und steht auf – steht im Abendrot und streckt sich und lässt seine Muskeln spielen und ich schaue bedauernd weg –, um uns das mittlerweile hoffentlich kalte Bier zu holen. Als er drinnen ist, gehe ich zum Pool, knie mich an den Beckenrand und tauche meinen Kopf unter Wasser, wo ich schreie. Ich ziehe ihn schwungvoll heraus und fühle mich auf allen Ebenen ein wenig runtergekühlt. Als ich mich Richtung Terrasse drehe, sitzt Laszlo schon wieder dort und öffnet unsere Flaschen. „Danke fürs Mitbringen,“ ruft er mir zu und ich winke ab.

Die nächsten Stunden vergehen genauso wie die ersten – wir trinken unser Unwohlsein herab, wie das echte Männer so machen; wir plaudern und schimpfen über Frauen, wie das echte Männer so machen; ich betrachte seinen sehnigen kräftigen Unterarm und seine schöne große Hand und denke, dass er mit dieser sicher gut im Runterholen ist, und wie durch Gedankenübertragung beginnt er über Pornos zu lallen, erzählt mir, ohne dass ich gefragt hätte, dass ihn die meisten Pornos mittlerweile langweilen, ob es mir nicht auch so gehe?, und ich murmle vielfach Interpretierbares. Kurz fürchte ich, dass er jetzt seinen Laptop holen geht, um mir irgendeinen zu zeigen, aber er scheint zu merken, dass ich keine Lust habe, mir einen mit ihm anzusehen und lenkt das Gespräch – den Monolog – auf ein anderes unangenehmes Thema: den Bürgerkrieg im Nachbarland, der, so viel habe ich auch mitbekommen, in eine Endphase tritt, wobei es nicht klar ist, wie er tatsächlich nun ausgehen wird. Er schwafelt weiter, und mittlerweile ist es mir richtiggehend peinlich, was er von sich gibt, zieht über die Osaten her, dass die den Staat, den wir ihnen überlassen haben, nicht zu schätzen wüssten, dass die der ganzen Insel mit ihrer Kämpferei schadeten und dass sie dafür auch noch verlangten, von uns hier im Norden aufgenommen oder unterstützt zu werden. Er spricht darüber, dass es ganz offensichtlich europäische Ratio brauche, um eine Nation zu lenken. Ich sage gar nichts, bin nur verwundert, wie ein Mensch sich innerhalb so kurzer Zeit so verändern kann. Dann fällt mir auf, dass ich früher niemals auf die Idee gekommen wäre, mit ihm über Politik zu sprechen, somit keine Ahnung habe, ob er nicht schon immer so gedacht hat. Ich versuche, ihn auszublenden, ihn einfach schwafeln zu lassen und mich dem Rausch zu ergeben, auf dass er mich bis morgen diesen ganzen Tag vergessen lassen möge. Ich schließe die Augen, und schlafe prompt ein, wie mir auffällt, als ich sie wieder öffne und Laszlo nicht mehr neben mir ist. Es ist stockdunkel im Garten, ich sehe den Pool schon nicht mehr, aber drinnen ist es noch hell, und ich stehe stöhnend auf und wanke auf die Glastür zu, lobe mich für meine Geistesgegenwart, an selbige zu denken und nicht in sie hineinzudonnern sondern sie zu öffnen, bevor ich die Schwelle übertrete. Im Wohnzimmer stehend atme ich durch die Nase ein, was sofort auf meinen Magen schlägt. Ich resigniere und stolpere grade schnell genug auf das Waschbecken zu, um nicht den Boden zu verdrecken. Meine Kotze ist so flüssig, dass sie einfach abrinnt. Ich lasse noch ein bisschen Wasser nachlaufen und spüle mir den Mund aus. Ich will sehr dringend koksen, um mich wieder einigermaßen fit zu machen, bin mir auch sicher, dass Laszlo irgendwo welches hat, habe aber keine Ahnung wo, und beschließe, ihn zu suchen und zu fragen. Ich steige die Treppen hoch, halte mich am Geländer fest, bin sehr, sehr träge. Das Kotzen hat auch nicht sehr gegen meine Übelkeit geholfen, aber ich kenne das Haus gut genug, dass ich ohne Probleme zu Laszlos Zimmer finde, in dem ich ihn vermute. Ich öffne die Tür und bereue es auf der Stelle.

Laszlo sitzt nackt auf seinem Bett, seinen Schwanz in der Hand, einen Laptop vor sich, auf dem eine Gruppe von Männern in Militärkluft ein Mädchen, Alter schwer einzuschätzen aber sicherlich noch nicht achtzehn, vergewaltigen. Ich habe von solchen Videos schon gehört, sie sind ein Nebenprodukt des Bürgerkriegs im Nachbarland, aber bisher habe ich noch keines gesehen. Bisher habe ich auch noch nicht wirklich an deren Existenz geglaubt. Sie liegt gefesselt auf einem Sofa, die Beine sind gespreizt, aus ihrer Vulva, auf die die Kamera hält, läuft Blut. Die Männer stehen um sie herum und wichsen, während einer sich seine Hose weiter herunterzieht und zwischen die Beine des Mädchens geht und anfängt, in sie zu dringen. Sie schreit, woraufhin er sie auf den Mund schlägt. Der Kameramann bemerkt, dass der Arsch des Soldaten seine Sicht blockiert und geht näher hin, filmt nun von der Seite. Das Gesicht des Mädchens ist jetzt besser zu sehen. Laszlo wichst schneller. Ich will gehen, meine Beine wollen aber nicht. Sie zittern, sind weich. Ich habe das Gefühl, alle Wärme verlässt meinen Körper, obwohl ich schwitze. Das Mädchen hat glasige Augen, sein ganzes Gesicht ist blut- und spermaverschmiert. Der, der sie eben noch penetriert hat, spritzt jetzt ab. Er lässt seinen erschlaffenden Schwanz los und greift an seine Knie, wo sein Gürtel hängt, zieht ein Messer aus diesem und schneidet dem Mädchen eine Brustwarze ab, worauf es, soweit ich das beurteilen kann, das Bewusstsein verliert. Obwohl ich weiß, wie es ausgehen wird, bleibe ich stehen, bis auch die zwei, die scheinbar noch nicht dran waren, in sie eingedrungen und gekommen sind. Dann nimmt der letzte seine Waffe und schießt dem Mädchen ins Gesicht, woraufhin Laszlo ebenfalls kommt. Während er sich ergießt, schaffe ich es endlich, die Treppe wieder hinunterzusteigen.

Unten angekommen lege ich mich aufs Sofa und schlafe erstaunlich schnell ein.

Am nächsten Morgen wache ich früher auf als Laszlo und habe den vorangegangenen Abend leider noch sehr präsent. Ich will unbedingt vermeiden, meinen alten Freund noch zu sehen, ziehe mich also schnell an und putze mir viel zu kurz die Zähne und spritze mir Wasser ins Gesicht. Draußen wieder: Sonnenstrahleneinschläge, jedes Photon eine Kugel, die sich durch meine Pupille in meine weiche Hirnmasse fräst.

Ich fahre sehr langsam und bedächtig, fühle mich eigentlich nicht verkehrstauglich, muss aber irgendwie nach Hause kommen. Vor allem: weg von Laszlo und diesem ekligen Haus. Das ist Ansporn genug und ich schaffe es, das Auto und mich heil in die Garage meiner Eltern zu bringen, wo ich kurz die Dunkelheit genieße, bis mich diese an gestern Nacht erinnert und mir wieder schlecht wird. Ich muss ihn aus meinem Kopf kriegen; ihn vor dem Laptop; das Mädchen in dem Laptop; die Soldaten in dem Mädchen; ihn zu einem Schuss kommend. Ich nehme mein Handy aus der Mittelkonsole und öffne Grindr, wo ich mich nach zehn Minuten mit dem Erstbesten verabrede und durch die Hitze der Stadt zu ihm fahre. Er öffnet mir die Tür, ist einen Kopf kleiner als ich, dafür zwei Schulten breiter, hat eine Glatze und einen Vollbart. Ich schätze ihn auf Mitte dreißig – er ist überhaupt nicht mein Typ, aber das ist mir jetzt egal. Ich bitte ihn um ein Glas Wasser, das mir im Ansatz mein überhitztes Inneres kühlt, dann zieht er mich in sein Schlafzimmer – er hat nicht viel Zeit. Wir ziehen uns aus, ich nehme seinen kleinen Schwanz in den Mund und lasse ihn das Tempo und die Tiefe vorgeben. Mein Würgen scheint ihm zu gefallen und ich gebe mich weiter devot und willig. Er spuckt mir ins Gesicht, was mich kurz erschrickt, aber ich sage nichts, sondern lege mich aufs Bett und spreize meine Beine, während er sich ein Kondom überzieht und mich und ihn mit Gleitgel einschmiert. Immer wieder taucht das gefesselte Mädchen vor meinem inneren Auge auf und ich versuche mich zu beruhigen, entspanne mich, atme aus und er versucht in mich einzudringen, was mir einen Schmerzensschrei entlockt, der mich selbst wundert, da er wahrlich nicht so groß ist, als wäre große Anstrengung nötig, ihn aufzunehmen. Er ist ebenfalls erschrocken, wird plötzlich sehr lieb und meint, er könne vorsichtiger sein und ich solle das Tempo vorgeben und ich nicke und spüre mein nasses Gesicht und weiß nicht, ob das Tränen, Speichel oder Schweiß ist. Dann atme ich nochmal langsam aus und dieses Mal schaffe ich, ihn aufzunehmen – die ganze Welt verengt sich zu diesem In-mir, konkretisiert sich als Wand um einen Hohlraum herum, der rhythmisch gedehnt wird um sich gleich darauf wieder zusammenzuziehen – und er stößt schneller und verbiegt meine Beine um ihn herum und klemmt meine Füße auf seine Schultern und würgt mich und spuckt wieder und ich stöhne und fasse seine Muskeln an, seinen Bizeps, den er anspannt und selbst küsst, was ihn so geil macht, dass er schon kommt, wobei er sich fest an mich drückt, sich tief in mich bohrt. Er bleibt in mir und holt mir einen runter. Dann zieht er ihn raus und das Kondom ab und ich bleibe ausgelaugt liegen und lasse das Nass über meine Wangen und meinen Bauch fließen. Tränen, Speichel, Sperma und Schweiß. Alles zugleich.


Weißt du noch?

Weißt du noch?

Wir fuhren zusammen an einen See, hatten Zwetschgen dabei und Weintrauben, Salzstangen, Reste vom Frühstück und Auberginen-Aufstrich. Du verschwandst in einem Roman und ich beobachtete Leute. Dann redeten wir mit Pausen über deine fertig gelesenen Seiten, über Formulierungen, Satzzeichen und Charaktere und ich zeigte dir, wie sich Schilf im Wind bewegte. Zwischen den Bäumen waren Schnüre gespannt, an denen dünne Stofffetzen flatterten. Wir beschrieben die Stofffetzen-Farbpalette mit Mint, Flieder, Lila und Dunkelviolett. Nur bei einem verfranzten Flatterstoff haderten wir zwischen Pink und Magenta. Pink sagtest du und ich fand, das war eine gute Wahl. Du erzähltest mir, wie du als Fuchs durch Wälder streifst und auf Lichtungen in die Sonne blinzelst, wie du aus Moos eine Schlafstelle bastelst und dich mit Quellwasser stärkst. Du erzähltest mir, wie dir Flügel wachsen, wie du dich zwischen Baumkronen bewegst und die Gleichzeitigkeit von Mond und Sonne nicht bewertest, wie du Sternbilder verschiebst, neue Geometrieformen erschaffst und zwischen Dimensionen springst. Du erzähltest mir, wie du auf Kirschbäume kletterst und Kerne spuckst, damit Kirschbaumwälder entstehen. Und ich hörte dir zu und beobachtete dich und nickte, weil du recht hattest. Dann saßen wir da im Schneidersitz, und verschwisterten uns für das Erschwimmen neuer Welten. Dann standen wir auf, gingen zum Steg, sprangen ins Wasser, choreografierten nebeneinander ein paar Züge und tauchten mit dem Kopf unter und zählten, wer am längsten die Luft anhalten konnte, bis wir merkten, dass wir mit Fischen atmen können und zu prähistorischen Amphibien werden, die Flossenschläge ins Morgen machen. Als wir danach zu dir gehen, da setzte ich mich wie üblich auf den Stuhl mit Lehne, legte meine Füße auf den Hocker und wir machten uns mit Drehungen und Wendungen aus, wer Assoziationsketten weiterführt. Erzählst du mir jetzt, sagtest du. Und ich erzählte dir von Grauschattierungen, von Spiel in Spielen, von vertikalen Stadtstrukturen und aufgeschürfter Haut. Wenn ich nach Erklärungen kramte, dann starrte ich kopfversunken ins Leere und wenn ich wieder zu mir kam, dann fragte ich nach Tattoos, die ich neu auf deinem Arm entdeckt hatte und bat dich mir eines zu zeichnen, das aussieht, wie sich unser Lachen anhört. Jetzt lachen wir nämlich wieder. Dass wir beide nicht gelacht haben, als wir uns kennenlernten, weißt du das noch? Dass wir uns unser Lachen zurück gelernt haben? Wir gingen in einen stillgelegten Tunnel und stellten uns gegenüber auf. Wir riefen unsere alten Namen, die überlagert zu uns zurückgeworfen wurden. Dann lächelt jemand von uns, ich weiß nicht mehr, wer zuerst. Und das leise Lächeln flicht sich in das Echostück ein, bis es zu einem Grinsen, einem Mundlachen, einem Brustlachen, einem Bauchlachen wird. Bis wir weinend auf dem Boden sitzen vor Lachen, während um uns herum, Namen gegen Backsteine geschleudert werden, bis sie aufgebrochen sind zu Buchstaben, zu Linien und Kurven, zu Punkten, und wir anfangen uns aus kleinsten Teilen neue Namen zu basteln, uns aus kleinsten Teilen neu zu bauen. So lernten wir unser Lachen zurück, du und ich. Weißt du noch?

Wenn ich nicht schlafen kann, dann berechne ich das Muster, das von Straßenlampenlicht durch Glasscheiben geworfen wird. Zwei Kästen untereinander, ein langer Strich, daneben nimmt die Helligkeit deutlich ab, trotzdem lassen sich dort insgesamt zwölf Rechtecke ausmachen, die von der Wand über die Decke fließen, wie Wasser, Wasserlicht. Wenn das Fenster in einem anderen Winkel geöffnet ist und sich dadurch die Reflexionen verändern, dann können es auch einmal 18 Formen sein, über die sich eine zweite, doppelte Schattenschicht legt. Manchmal begegne ich mit meiner Hand dem Licht und tanze dabei Pirouetten, spiele Klavier. Dass ich eine Zeit lang gewohnt war, mit Nicht-Schattenfingern auf Nicht-Schattentasten zu spielen, das weißt du. Manchmal verlor ich mich in den Übungen und Stücken auf schöne Weise, ein paar davon kennst du. Aber so richtig Abdriften in ein Nichts oder in vollgepackte Welten, das passiert mir nur mit Tönen, die von anderen gespielt und erdacht werden. Einmal nanntest du mir einen Musiktitel, nimm ihn als Soundtrack für eine Geschichte über uns, sagtest du. Dann erzählte ich dir, wie wir mit einem Aufzug nach unten fahren, während der Song im Hintergrund läuft, durch eine Drehtür das Hotel verlassen und lachend auf der Straße stehen. Wie wir auf die andere Seite wechseln, ich deine Hand nehme und den Weg leite, weil ich hier schon einmal war. Wie wir uns durch eine Hecke zwängen, um zu einer Tür zu gelangen, die sonst niemand sieht.

Wie sich dahinter ein Naturschutzpark auftut, mit Steintreppen und Pfaden, mit riesengroßen Bäumen und einem Bach und Vögeln, die nah an uns vorbeifliegen. Wie wir zum Himmel Tagträumen, und während die Musik aufhört zu spielen, befinden wir uns in zeitlupenartigen Drehungen, wo sich Grüntöne vermischen und Käfer auf zwei Beinen stehen. Du ziehst mich weiter, zu einer anderen Tür, die uns zurück zu Melodie und belebter Gegend bringt. Hinein in eine kleine Bar, ein Getränk und Kritzeleien auf Servietten, weiter durch den Hinterausgang in einen Innenhof, durch ein Fenster, über eine Treppe zu einer Band, die spielt und uns tanzen lässt. Du mochtest die Geschichte, weißt du noch?

Ich hörte mir den Song nicht nur, aber auch für die Geschichte in Dauerschleife an. Das mache ich oft. Etwas in Dauerschleife anhören. Alben. Einzelne Lieder. Kurze Liedsequenzen.

Immer wieder und wieder und wieder. Der Stil wechselt mit der Stimmung, die Stimmung wechselt mit dem Stil. Und dann hörte das einfach auf. Weil alles auf einmal zu laut war. Alles war so unendlich, in geordneter Form zu laut. Jetzt ist alles still. Nur in schlaflosen Nächten, und wenn es regnet, dann stehe ich auf, um näher an Regenwind auf meiner Haut und Regengeruch in meiner Nase zu sein. Auf dem kurzen Weg zum offenen Fenster steht ein Ganzkörperspiegel und ich bleibe eine Weile stehen, um fluide Dreiecksmuster zu beobachten, die vorbeifahrende Scheinwerfer auf meinen Bauch werfen.

Und wenn mein Bauch frei von weißen oder roten Lichtformen ist, dann setze ich mich hin und höre mir das weich-dynamische Geräuschkonzert an, ergänzt durch harte Tontropfen, die irgendwo in der Nähe entstehen.

Bist du müde, oder mach‘ ich dich müde, wolltest du wissen. Und ich sagte nein. Nein, du machst mich nicht müde, aber du hast mir von langen Belichtungszeiten erzählt, wo alles verwischt außer man selbst. Da stehe ich mit dir gemeinsam still und beobachte die zerrissenen Farben um uns herum.

Danke, sagtest du. Und ich fragte, wofür. Dann holtest du Eis aus dem Gefrierschrank, richtetest zwei Schüsseln her und wir setzten uns auf die Terrasse, löffelten sechs verschiedene Sorten und tauschten, wenn uns etwas nicht schmeckte. Als es dunkel wurde, holtest du Decken und Tee. Ich lehnte mich gegen die Mauer, mit der Tasse in der Hand, beobachtete Dampfgirlanden und du legtest dich seitlich hin, dein Kopf auf dem Oberarm mit der Narbe. Dann hörten wir dem Knarzen und Zirpen zu und fanden Umrisse von Steineulen und Steinigeln und echten Eulen und echten Igeln. Du blutest, sagst du nach einer Weile und holst eine neue Kanne Tee. Und ich stelle meine Tasse ab und suche an meinem Körper und finde und fasse mit der rechten Hand an meine Rippen und prüfmustere dann dich. Und du suchst auch an deinem Körper und findest auch. Und dann sind wir mit schimmernd lumineszierender Flüssigkeit in unseren Händen und beobachten, wie sich Textur verändert und Mikroorganismen entstehen, die Füße bekommen und sich vermischen und über uns ausbreiten, über die Terrasse, über Eulen und Igel. Wir isolieren uns fließend von Geräuschen, ordnen uns weg von Temperaturgefühlen und sehen unsere Umgebung durchsichtig werden, bis es weder Entfernung noch Nähe, weder ein Jetzt noch Gestern noch Morgen gibt.

Dann sehen wir uns gleichzeitig und sehen uns nicht, fühlen uns gleichzeitig und fühlen uns nicht. Wenn ich nicht die Wahrheit denke, dann weißt du das vor mir, und siehst meine Tränen, wenn ich es verstanden habe, und projizierst mir Raumbilder auf Staubwände zum Erholen. Dann gestikuliere ich dir, wenn es mir genug ist, und Staubwände werden zu Staubtreppen, werden zu Staubbooten, in die wir uns gegenseitig retten und mit denen wir uns voneinander entfernen und mit denen wir uns wiederfinden. Komm, sagst du.

Und wir trugen die Eisschüsseln und die Teetassen und die Teekanne in die Küche, bevor du

mir die zuletzt entwickelten Aufnahmen zeigtest. Wir streiften den Tisch entlang und ich sah vier Personen und drei Häuser, ein rechtzeitiges und ein zu spätes Ankommen, einen Wald und einen Fluss. Je näher wir dem Tischende kamen, desto klarer traten die fokussierten Objekte und Subjekte hervor, während der fluide Hintergrund zu einer Farbmasse verschwamm, so wie du erzählt hattest. Weißt du noch


Welle für Welle

aufeinander zu, so nah

dass wir nur die Finger ausstrecken müssten

immer näher, bis –

und treiben wieder

auseinander, egal wie sehr wir

dagegen anrudern, die Strömung trägt

uns weiter, immer weiter

voneinander weg


Sorphorie (32)

Heute möchte ich mit dir übers Erwachsenwerden reden, Selma. Ich habe überlegt, wie ich dieses Phänomen nenne, das mich schon seit langer Zeit begleitet. Ob es ein bestimmtes Wort gibt, das es ausdrückt. Ich glaube, ich nenne es Sorphorie.

Kennst du das, wenn du ständig am denken bist? Wirklich sehr sehr oft? Bitte hör jetzt nicht auf zu lesen, weil du denkst, dass du das schon hundertmal gehört hast. Bitte lies weiter. Mein Denken strengt mich an. Diese Momente, die man genießen sollte – am See in der Sonne sitzen zum Beispiel oder durch den Wald spazieren und die Waldluft einatmen – kann ich nicht genießen. Weil ich nicht wirklich da bin. Verstehst du, was ich meine?

Ich habe keine Angststörung, keine Depression, zumindest keine schwere oder mittelschwere und an einer Zwangsstörung schrappe ich manchmal vorbei, aber das ist es wohl auch nicht ganz. Dann frage ich mich wieder, ob es das Zeitgeistthema ist. Da werde ich dieses Mal nicht im Detail darauf eingehen. Ich will dich nicht langweilen. Aber dass ich eigentlich nicht ins 21. Jahrhundert gehöre, denke ich immer noch. Social Media, Karriere, Sex, sexy sein. Irgendwie helfen mir diese Dinge nicht. Jahrelang habe ich mich an meiner Hülle abgearbeitet.

Da ist noch etwas anderes. Eine innere Aufregung. Das ist diejenige, die ein tiefes Loch in meinen Bauch gräbt. Wie damals, als ich Ninos Hand genommen habe und er sie weggezogen hat. Oder als ich die ganze Nachbarschaft zu meinem selbstchoreografierten Tanz eingeladen habe und sie, die Erwachsenen, nur die Augenbrauen hochgezogen haben. Mein Kopf ist ein ständiger, Selma. Ich bin ihm ausgeliefert.

Vor der Party letzten Samstag bei Flo war mir total schlecht. Mein Herz hat geklopft, sich breit gemacht, die anderen Organe weggedrängt. Kennst du das? Ich bin fünfmal aufs Klo gerannt. Ist das schon die Vorahnung, der erste kleine Riss in der Bauchdecke?

Ich habe noch ein Beispiel. Vielleicht verstehst du dann, was ich meine. Wenn ich am Strand liege, spüre ich die Blicke auf meinem Körper. Ob sie da sind oder nicht. Ich höre die Menschen schnauben, husten, ihre aneinanderklebenden Körperteile quietschen. Und, welche Fehler entdecken die Röntgenblicke der anderen bei mir? Hast du Beispiele für mich, Selma?

Als Kind war ich eine Wasserratte. Ich habe im Meer gebadet, bis meine Lippen blau wurden.

Spaß wird zu Last.

Ich will, dass eine Filmszene wehtut. Dass Elio am Ende von „Call me by your name“ vor dem Feuer sitzt und ihm langsam die Tränen aus seinen traurig glänzenden Augen die schmalen Wangen hinunterlaufen, dass Abschiede mich von innen bluten lassen. Als wäre ich Teil des Abschieds, aber nur als wäre. Geht dir das auch so?

Ehrlich gesagt genieße ich die Zeit mit den meisten Menschen nicht, Selma. Behalte das bitte für dich. Und noch weniger genieße ich sogenannte Unternehmungen mit Menschen. Nicht einmal die, die ich theoretisch mögen sollte. Ich langweile mich im Theater, ich kann es beim Wandern nicht erwarten anzukommen, ohne zu wissen, was ich danach tun will, ich zähle die Gänge auf dem Flohmarkt, um auszurechnen, wann ich endlich durch bin.

Den Nebenjob im Interior Design habe ich übrigens gekündigt. Wahrscheinlich überrascht dich das. Ich war ja extrem motiviert. Am Anfang. Ich wollte einen guten Eindruck machen, habe überlegt wie viele Fragen ich stellen soll, habe mir Gedanken darüber gemacht, ob ich mich sympathisch genug verhalte, dabei gleichzeitig professionell bleibe, wie ich besser besser besser werden kann und irgendwann war plötzlich die Motivation weg. Und dann wollte ich nur noch weg.

Selma, warum habe ich nach jeder Party ein Loch im Bauch? Mit der Zeit wird es kleiner. Das weiß ich mittlerweile. Immerhin. Scham ist das schlimmste Gefühl, das ich kenne. Welches ist deines?

Und weißt du, was lustig ist: Dann kommt plötzlich der Moment, in dem ich in voller Lautstärke „Under pressure“ höre, durch die Wohnung tanze und mich für einen kurzen Moment da fühle.

Ich hatte schon von meinen Freund*innen gesprochen letztes Mal. Erinnerst du dich? Ich habe viele und manchmal bin ich stolz darauf, stolz darauf, tolle Menschen in meinem Leben zu haben, die ich mir ausgesucht habe. Aber Hanna und Alex sind schon nach den ersten fünf Minuten anstrengend. Hanna lässt mich nie ausreden. Ich hasse es, wenn unsere Stimmen sich übereinanderlegen, dann möchte ich sie am liebsten anschreien. Und Alex muss ich alles aus der Nase ziehen. Doch ich tu es nicht.
Aber psst.
Selma, Freundschaft ist eine Aufgabe. Ich bin gut im Einfühlsamsein und im Aufmerksamsein auch. Das erkennen die Menschen, weißt du. Und dann muss ich dieser, meiner Aufgabe auch gerecht werden. Manchmal denke ich, dass das meine Lebensaufgabe ist. So wie andere die Lebensaufgabe haben, Klimaaktivist*in zu sein oder Schauspieler*in oder Mathematiker*in. Sie geben sich für diese Sache auf. Ich gebe mich für Andere auf.

Gestern war ich beim Bäcker. Da hat sich eine Kundin, die neben mir stand, beschwert, ich würde zu laut reden. Was erwarten die Leute denn, wenn Verkäufer*innen und Kund*innen Masken tragen müssen und sich zwischen ihnen zusätzlich eine Plexiglasscheibe befindet?
Ich schreibe dir nun zum zweiunddreißigsten Mal, weil ich diese Dinge niemandem sagen kann. Und Selma, ich werde dir weiter schreiben. Da du nie erwarten wirst, dass ich gut bin im Einfühlsamsein, mich nie einfach unterbrechen wirst und mich nie zurücklassen wirst mit einem Loch im Bauch. Weil du nur eine kleine Schublade in meinem Nachtschrank bist.

Und dann spüre ich plötzlich wieder ein Kribbeln in der Magengrube, kein Loch, ein Kribbeln. Meine Fingerspitzen vibrieren, ich will ein berührendes Buch am Stück weglesen wie „Allein“ von Daniel Schreiber, eine rauschende Party voller magischer Momente besuchen und mich von tiefen Gesprächen ernähren, mit ihnen verschmelzen. Als würde ich gleich platzen und aus mir heraus eine Million bunte Konfetti. Ich will. Ich will. Ich will.

Toll übrigens, dass Sorge und Euphorie weibliche Artikel haben, Selma. Das ist mir gerade aufgefallen. Mal schauen, wann „Sorphorie“ in den Duden aufgenommen wird. Ich werde dir davon erzählen.


Wir müssten nicht sprechen

Die Rufe der Prachttaucher werden weniger. Ich merke es erst, als sie für kurze Zeit wieder mehr werden. Sie werden bald Richtung Süden ziehen und ich weiß nicht, ob ich sie darum beneiden soll. Ich habe keine Angst vor dem Winter, aber vielleicht sollte ich. Nachts werde ich bei jedem Warnruf wach. Früher war mein Schlaf tiefer.

Sie haben zwei Rufe. Ein langes, elegisches Heulen, ein Klageruf, so klingt es für mich. Für sie ist er eine Frage. Allein auf weitem See. Wo seid ihr. Aber auch: Hier bin ich. Das ist mein Revier.
Und ein kurzer und schneller Ruf, ein knarrender Schrei. Eine Warnung.
Beide Rufe sind laut und bei günstigem Wind kilometerweit zu hören. Im windstillen Wald weiß ich: Ich bin noch nicht allein.

Abends schreibe ich. Der Prachttaucher ist der schönste Vogel. Ich denke manchmal, er kommt aus meinen Träumen.

Kommt der Winter überhaupt? Es ist ein später Monat und noch zu warm. Vielleicht war ich zu hoffnungsvoll mit meiner Annahme, im Norden werde es immer kühler. Ich habe schon lange keinen Zugang zu Nachrichten mehr. Die Wetterprognosen sind ohnehin ungenauer geworden.

Dann sehe ich einen. Einige Meter vom Ufer entfernt. Der stählerne Kopf unter Wasser. Es ist der erste seit langer Zeit. Ich freue mich darüber.
Von nahem ist das Gefieder kariert, wie schwarz-weiß gefliest, ein dunkler Rücken, ein heller Bauch. So glatt und eisern, wie sie sind, könnten sie gefiederte Wale sein.
Durch die Gewässer und den Himmel tauchend. Konnte ich sehen, was sie sehen, würde ich mich keinen Schritt weiterbewegen. Der Blick hinab zum Grund, von oben, der Blick auf den Wald. Dank diesem Unwissen laufe ich weiter. Sie ziehen weiter, seit die Tage kälter werden. Auch dieser wird sich bald auf den Weg machen. Der Kopf taucht aus dem Wasser auf, wie ein Klappmesser, das sich öffnet. Er treibt still und schaut, und auch ich schaue, rühre mich nicht. Für diesen Moment sind wir gemeinsam und dann sind wir verschwunden. Wo er auftaucht, kann ich nicht mehr sehen.

Ich habe einmal einen toten gefunden. Ans Ufer gespült und eigentlich unversehrt. Die Brust war noch warm, aber ich brachte es nicht über mich, ihn zu essen. Sie können nicht laufen an Land und so nahm ich ihn mit. Wie möchte ich bestattet werden? Ich habe mich das zum ersten Mal gefragt. Wie möchte ich sterben?
Nicht als Haufen am See. Nicht nass und voll Erde. Aber wie anders kann es schon sein? Ich verbrannte ihn. Der Stahl schmolz, es knackte und zischte und das Fleisch briet, briet durch, verkohlte. Ich fütterte den Wald, gab frei dem dunklen Schlund und weinte keine Träne.

Überall blitzt Granit. Granit ist mein Boden und meine Haltung, Granit ist der Teil meiner Wirbelsäule der horizontal verläuft, versteinerter Knochen im Grund, tief unten zuweilen, aber das bin immer noch ich.

Staunen. Ich laufe über ein kilometerlanges Os von ein paar hundert Metern Breite. Einst vergletschertes Land, dessen Schmelzströme auf ihrem Weg zum Grund des Gletschers Sediment mitnahmen, es entlang ihres Laufes ablagerten. Als das Eis taute, blieben diese Wallberge in den Talbereichen ehemaliger Gletscher. Links und rechts um mich herum Wasser, nur ein schmaler Streifen Land vor und hinter mir. Hier bin ich vollkommen ungeschützt, die Baumreihen sind licht, der Tag hell, trotzdem laufe ich auf dem höchsten Punkt. Das Wasser bis zum Horizont, nur unterbrochen von rundgeschliffenen Schäreninseln. Ich werde ehrfürchtiger mit zunehmender Kälte.

Die Straße. Rundherum ist Wiese, ein letztes, nicht zu ertragendes Grün im Sonnenlicht. Ein schmaler Streifenschatten, in dem ich gehe. Es ist Sand auf der Straße, der Asphalt hat tiefe Furchen, wo das Wasser im Winter gefror, und die Straße aufriss. Schösslinge stehen darin, kniehoch, junge Birken, die das Licht brauchen. Wenn sie den Frost überstehen, werden sie Pflöcke sein im Schnee, für Boote, die im gefrorenen Wasser nie ankommen.

Gedanken, die ich nicht ordnen und lenken kann, ziehen Kreise in meiner Schrittmeditation. Ich möchte Strecke machen, ich möchte vorankommen, bevor es zu kalt dazu wird, bevor das Grün erfriert. Und noch etwas anderes treibt mich an, etwas, das ich nicht verstehe, dem ich aber vertraue.
Mein Kopf ist ansonsten leer, der Himmel liegt auf verschlossenem Schädel, als schwebte ich unter der Wasseroberfläche, näher werde ich ihm nie kommen.
Seit einigen hundert Metern begleitet mich ein Birkenwald und sein sakrales Weiß geht mir auf die Nerven. Ich gehe auf dem Zahnfleisch, bin gegen meinen Willen Teil ihrer Prozession, erst mit mir wird es ein Marsch. Warum bin ich rituell vereinnahmt, ich möchte nur meinen Weg machen. An geschützter Stelle anhalten, vielleicht einen Ort finden, an dem ich einen Tag ausruhen kann, mit Beeren, Wasserzugang und Unterholz für Pilze.

Wolken bilden sich, fransige Bänder wie weißer Krepp. Wie heißen die nochmal. Sie verschieben die Schattenlinie schneller als die untergehende Sonne es tut. Bis ich einen Platz zum Schlafen finde, gehe ich an den Rändern des Lichts.
Ich suche, stehe im Dunkel zwischen schwankenden Stämmen. Da muss doch irgendwo jemand sein. Wie ergeht es uns in der gefrorenen Nacht? Wenn die Gedanken allein sind. Wenn der Giermagen knurrt und das einzig Warme ist, fließt es durch das Myzel, aus dem Inneren des Körpers, in mich hinein. Elektrische Signale, deren Informationsgehalt ich nicht verstehe, ich werde Pilzbrut, schaue aus dem Mund des Waldes zum Himmel und durch mich pulsiert die Einsamkeit.

In der Morgendämmerung bin ich Tier. Wir streifen durch den Wald, denken in Revieren. Ich pinkele an Steine und Stämme, um die Verzweiflung zu zerstreuen und eigene Fäden zu hinterlassen. Findet mich.

Gleichzeitig: wagt es nicht, einzudringen.
Ich kauere und rufe. Horche dem Echo nach, dann der Stille. Lasse den Schall frei und weiß, er wird zurückkommen. Schall gibt es nicht in der Mehrzahl.
Ich finde Kratzspuren am Stamm, nah an meinem Lager. Sie sind auf Kopfhöhe. Hast dich wohl auf die Zehenspitzen gestellt, du Hinterbeintier. Mein Urin spritzt auf die Erde. Schon klar, dass das egal ist. Das Revier ist nur für den Kopf.

Oder aus dem Ihr ein Du. Lieber wäre mir ein Du, ein einziges. Ein Du das ist wie Ich, aber nicht ganz. Das Ich-Du und das Du-Ich, wir wären das einzige Team und es wäre leicht. Wir müssten nicht sprechen, aber wir könnten.

Manchmal würden wir und hätten nur uns zum Thema.

Noch sind die Taucher da. Ich schwebe mit ihnen unter der Wasseroberfläche. Im unbewegten See weiß ich. Ich bin nicht allein.

Abends schreibe ich. Vielleicht bleiben sie bei mir. In meinen Träumen können wir überwintern.


Devlog 23

01 20.10.2023 – 10:02 Uhr
02 Ich wichse bis zum Gehtnichtmehr.
03
04 Event-Dispatcher in der Unreal Engine liegt in der Programmierphase.
05 Recycle die Komponenten. Das Credo für die Nachlade-Animation: Was du
06 hast, skaliert von selbst. Deadline für Neo Tokyo ist in 2 Wochen.
07
08 Ich brauche Koi-Fische in 4K-Hologrammdisplays, Multi-View als Echtzeit
09 Komposition und ein warmes Süppchen im KaDeWe.
10
11
12 21.10.2023 – 22:14 Uhr
13 Was den Problemfall „Verständigung mit Aliens nach dem Erstkontakt“
14 betrifft, bin ich optimistisch: Wir haben C++ erfunden und Jimi Hendrix hat
15 uns besucht. Klar kann man argumentieren, dass wir die Anforderungen
16 intergalaktischer Grammatiken noch nicht kennen, aber unser
17 gemeinsamer Nenner heißt „Universum“; Es existiert also eine
18 semantische Überlagerung unserer Begriffe „Unendlichkeit“, „Universell“,
19 „Großes Nichts“ und „Viel Entfernung“. Können Linguisten damit arbeiten?
20
21 Wenn Computer allein mit Einsen und Nullen einen Regenbogen aus 2563
22 Farben crunchen können, können Linguisten auch Aliensprachen
23 crunchen, ich glaube fest daran. Brainfuck als Programmiersprache ist mit
24 nur 8 Zeichen in der Syntax sowas von minimal, aber schon Turing-
25 vollständig, was so viel bedeutet wie: „Man kann in Brainfuck alle
26 sprachlichen Konstrukte programmieren – das heißt zum Ausdruck bringen
27 die wir auch in unseren humanoiden Sprachen zum Ausdruck bringen.“
28 Die fortgeschrittenen Wizards in Informatikerfachschaftskreisen sind von
29 Brainfuck meistens begeistert, was nach meiner Einschätzung auch was
30 mit Dark Souls und Mathcore zu tun hat. So nach dem Motto: „Das ist halt
31 total schwer und man kann ewig darin rumprobieren, und sobald man den
32 Dreh raus hat, kann man damit angeben.“
33
34 Die Challenge mit der Aliensprache hat damit auch etwas latent
35 freimaurerisches. Weil die Challenge schwer ist, werden nur wenige sie
36 bestehen, und nur wer das Geheimnis der intergalaktischen Grammatik
37 weiß, hat die Macht zum Etablieren intergalaktischer Handelsplattformen
38 Schrägstrich Geschäftsbeziehungen. Aus unserem Zeitalter des Großhirns
39 heraus würde ich schon sagen, dass das problematisch werden könnte.
40
41 Ich würde mir wünschen, dass sie Rüstungen aus materialisiertem Licht
42 tragen – die Aliens meine ich. Oder zumindest ansatzweise so gekleidet
43 sind, wie artstation.com’s Konzeptkunt suggeriert: Anachronistische
44 Parahumans in Cyberritterüstungen, geschmiedet aus materialisiertem
45 Licht. Wenn ihre Zungen wiederum eigene Zungen haben, fände ich das
46 okay, auch wenn der Punkt in Sachen „evolutionstheoretisches
47 Vorhersagen fremder Lebensformen“ hier an Hollywood ginge, was
48 beeindruckend wäre, aber irgendwie auch spooky.
49
50
51 22.10.2023 – 22:54 Uhr
52 Habe Sandra getextet und gefragt, ob sie das Voice-Acting für meine Quest
53 in Neo Tokyo übernehmen möchte. Sie meinte, sie würde gerne. Die Quest
54 braucht Voice-Acting, sonst entsteht unter Gamern die Suggestion, es sei
55 eine Mod. Kodiere keine Mods. Kodiere Originale.
56
57 Das Skript flog heute Nachmittag zu Sandra rüber. Sie ist auf einem Digital-
58 Detox Kunstfestival in Australien ihre detoxinierten Experiences am
59 Sammeln. Ihre Artworks malt sie immer noch mit Acryl. Leute gibts.
60
61 Charlie hat mir nach 10 Tagen Funkstille ein Sprachnachrichtending
62 geschickt. Dass er verloren in Paris ist, hat er gesagt. Dass er von den
63 audiovisuellen Impressionen der Fashion-Week ganz begeistert ist, hat er
64 gesagt.
65
66 Ich sagte: „Klar sind schlanke, gut angezogene junge Frauen ästhetisch,
67 aber F hat mal erzählt – und F ist ein Womanizer – dass ab einem BMI von
68 18 abwärts der Doggy-Style nicht mehr funktioniert, weil ihre Hüftknochen
69 dann anfangen, weh zu tun.“
70 Charlie sagt: „Das darf doch nicht wahr sein. Das DARF doch nicht wahr
71 sein.“
72
73 Er klingt verzweifelt, aber um die Uhrzeit klingt er immer verzweifelt.
74
75
76 23.10.2023 – 19:28 Uhr
77 Nichts neues. Hier der Begriff „Vollautomatischer Luxuskommunismus“ in
78 Binärcode:
79
80 00110101 00110110 00100000 00110110 01100110 00100000 00110110
81 01100011 00100000 00110110 01100011 00100000 00110110 00110001
82 00100000 00110111 00110101 00100000 00110111 00110100 00100000
83 00110110 01100110 00100000 00110110 01100100 00100000 00110110
87 00110001 00100000 00110111 00110100 00100000 00110110 00111001
88 00100000 00110111 00110011 00100000 00110110 00110011 00100000
89 00110110 00111000 00100000 00110110 00110101 00100000 00110111
90 00110010 00100000 00110010 00110000 00100000 00110100 01100011
91 00100000 00110111 00110101 00100000 00110111 00111000 00100000
92 00110111 00110101 00100000 00110111 00110011 00100000 00110110
93 01100010 0000000 00110110 01100110 00100000 00110110 01100100
94 00100000 00110110 01100100 00100000 00110111 00110101 00100000
95 00110110 01100101 00100000 00110110 00111001 00100000 00110111
96 00110011 00100000 00110110 01100100 00100000 00110111 00110101
97 00100000 00110111 00110011
98
99
01 27.10.2023 – 07:05 Uhr
02 Ich bin doch gar sehr bald mit der Neo Tokyo Quest fertig. Sandras Voice-
03 Acting mit australischem Akzent inklusive. Letzter Feinschliff an den
04 Blueprints, LODs gepatcht, später eine Pfostierung auf meinem Blog
05 droppen und im Newsletter effektreich unterbringen. Es wird ein
06 Cyberpunk-Shooter.
07
08 Keinen vertrauenswürdigen HD-Leak zu Assassination Classroom
09 gefunden. Seit die Piratebay eine fallengespickte Anwaltshölle geworden
10 ist, muss man sich mit den Raubkopien wieder Mühe geben. Habe von ein
11 paar Discord-Scams die Info aufgeschnappt, dass Twitter das Potenzial
12 hat, allein durch Raubkopien auf vergleichbaren Traffic wie die Piratebay zu
13 kommen. Elon Musk würde das Datencap für Ups und Downs auf 10GB
14 erhöhen. Klingt plausibel, aber Twitter ist halt Twitter.
15
16 Im untersten Stockwerk der Maslow-Pyramide nehmen ambitionierte
17 Personen Anlauf, um auf dem Weg zur Spitze selbstlos speziell an
18 Samstagen Staatsanwälte anzusexten. Meine Güte, leg dich schlafen.


inmeinenpupillenbrennt

ein letzter blick auf die calea victoriei
bei der taxifahrt, im mai,
am tag, in der nacht:
in den fenstern spiegeln sich menschen
und ich frage mich: wie wird das enden?
die letzten sekunden in einem dacia
mit einem hörbaren motorschaden, kaffeebechern und einem fahrer mit drei-tage-bart
ich nehme alles genau wahr so sehr wahr,
als wäre die realität das sonnenlicht
das in meinen pupillen brennt
und die paar passanten am straßenrand
sehen aus wie mein bruder, den ich in deutschland zurückgelassen hab
und im rückspiegel sehe ich ein gesicht,
das meine freundin vielleicht vermisst,
„darf ich rauchen?“, frage ich auf rumänisch
der taxifahrer dreht sich um – genervt, beschäftigt
und nickt langsam, während er mir in die augen blickt
jede kreuzung gibt mir hoffnung, weil ich weiß
dass es noch einige weitere gibt
ich wusste nie, dass sekunden so unglaublich lang sind
und die gedanken das leben so einfach kategorisieren:
schule, liebe, der job, die ziele und das ergebnis
„ich möchte dich nicht verlieren“, von ada
„es wird nicht funktionieren“, von mihai
und „wir sind hier“ vom taxifahrer
führten mich genau zu diesem türgriff
den ich jetzt aufmachen muss
weil man nun mal schon
so tief hineingeraten ist


blau, mourn

I
die vögelchen singen ins mark hinein, aber im guten. du brauchst dich und ich auch und manchmal klärt erst der morgen als eine art mourning, der frühe, das ganze.
wenn ich nicht immer so verzagt, so zweifarbig sein könnt. und mich öfter finden so wie im frühen mourningkühlen und terassengezwitscher. wenn alles immer so klar wär. nicht das gefühl: lücke. das bedrüfnis mich nicht nach kalendern zu lieben. zu suchen, einen platz zu haben an dem ich lange ruhig undsoweiter. diese halbierten abende diese kurzen. einmal wieder einen film schauen einen ganzen sich einmal wieder zusammenfallen lassen.

in the mourning, when the moon is at its rest I,l,l,l,l will find me etc. beziehungen zu menschen, tauziehen, in denen ich manchmal dünn werde, weg wäre, wäre da nicht mourning, fulk, der gute ich-platz als einziger. vorsatz, dass ich nicht immer da sein werde zu dieser tageszeit. nicht immer warten werde auf das, wovon ich schon das dunkelblau seiner unerfüllbarkeit im morgenmöndchen sehe. und trotzdem. nicht diese ausdünnung. ausdünung.

ich solle mich um meine bedürfnisse kümmern und ich strenge mich an. vor allem am abend. in the morning bin ich klar, am abend fallen die zelte. ich bilde mir ein, jemand habe einmal geschrieben, eine geliebte person möge eine nacht sein. ich ertrage keine hüpfliebe. vor allem am abend fallen mir trampoline schwer, das auf und nieder von
wichtigen teilen. und manchmal geht ein buch in the morning, luft, habe ich platz nach dem fall dem patzen dem genage und hoffnung: ich pendel mich irgendwann ein.

es wird eine linie geben, eine stange an der man sich verlassen kann auf gewisse dinge. eines tages flöte ich fort im kopf. einmal wieder eine kraft vor einem buch, einen zwölfspänner, der mich wegrattert auf dem katzenkopfpflaster angefüllter tage. und nicht alles so voll so gesprenkelt wäre, so kühl so fest.

*Nina Simone: „In the morning“

II
ich halte die teetasse immer schön grün, in der hoffnung, dass auch sie wächst und eine kraft gibt in meine schlucke. man kann ja nicht aus sich heraus, also tue ich etwas in mich hinein, was zumindest allgemein als gute sache anerkannt: tee, eine luft. eine zigarette mit der ich die klarheit des morgens, the mourning abstecke, auslote mit einer diskrepanz.

dann ist mourning blau. wird tier um tag zu machen, um zu sagen: ich liebe mich doch! grundvoraussetzung. wenn ich an menschenliebe denke, wird’s trümmerig, demoliert. manchmal sehne ich mich gegenseitig mit anderen auf so unterschiedliche weise nacheinander, dass wir uns verpassen.

III
und wenn man die erlebte nacht meint, oft schlimmes, fremdscham, man sagt: die nacht war lang. meint man den schlaf, man sagt: sie war kurz (schlaf, der per se / perverse / nicht bös ist, nur eben manchmal dünn).

ich rette eine kleine spinne aus einer hose im waschkorb vor einem schlechten tod. gehe auf im rettersein, denke nicht an diese, an meine entfernung zu anderen und dieses ständige lesen messen schätzen. stimmt nicht für spinnen, die ich rette in the mourning. wo auch immer ICH mich in rettung befinde.

william butler yeats: wir können den tänzer nicht vom tanz unterscheiden. jerome bruner: schon der akt uns zu erzählen entstellt, was wir eigentlich erzählen wollen. und bin ich entsteller selbst. erzähle andere leben eben, gerade. erzähle mit ihren bausteinen, dabei sollten es meine sein.

und ich möchte eine heile erlangen, die sich sehen lässt, die man vorzeigen kann. mit der jemand sagt, dass man ganz ist. teil von diesem frohen. nicht. beschlagen.


Heimat überreif

Die rostenden Schienen entlang Schlafen Backstein-Bahnhöfe
Von Grün überwuchert
Schilder in altdeutscher Schrift
Fenster mit Pressspan verrammelt
Graffiti darauf

Die Kirchen sind leer
Kneipen bald auch
Vielleicht schneit es nicht mehr

Kein Hawaii-Toast, keine russischen Eier mehr
Das Wirtschafts-Wunder ist aufgegessen
Auch Sushi sättigt unsere Seelen nicht

Auf den Straßen nur noch Fremde
Algorithmen-Hirne
Verdächtige Verläufe
Es wird getuschelt, geschrien und
Vor allem geschwiegen

Die Sonne brennt
Häuser bald auch
Die Notruf-Telefone
An den Autobahnen
Sie haben keinen Empfang

Ich rat euch:
Packt die Taschen
Knüpft Kontakte
Wetzt die Messer


Nachwort #13

ich zerpflücke die seiten im wind,
mich fragend, wie sie so geschwind,
sich in fetzen tragen lassen,
nach hinten, dorthin, wo sie verblassen.

sie schweben in sekunden,
doch die minuten und stunden,
tragen uns weiter voran,

und die fetzen fliegen geschwind,
zurück, in die zukunft im wind.
da gestehen wir uns ein,

es gibt kein zurück, nur den fort-schritt allein.

Liebe und lieber Lesende,

du hast es geschafft! Du hast unsere mittlerweile schon dreizehnte Ausgabe durchblättert, durchgelesen, durchflogen, durchwunden, durchlebt, durchliebt oder bist sonst irgendwie durch unser Blättchen gekommen.

Ich hoffe natürlich, du hast sie nicht in Fetzen zerrissen und sie vom Wind wegtragen lassen, aber doch hast du eines sicher getan: du hast dir die Zeit genommen und jetzt schwirrt dir irgendetwas aus Nummer 13 im Kopf, ob bewusst oder unbewusst. In den Seiten dieser Ausgabe haben wir uns in SehnSuchtsZuständen verloren, zwischen den Zeilen nach dem Flüstern tiefer Gefühlswelten oder verzwickter Gedankengänge gelauscht und uns von den Worten in fremde Welten tragen lassen.
Und die Zeit dabei verstreichen lassen.

Die Fetzen deiner Erinnerungen fliegen, gleichzeitig zurück und vorwärts, und du wirst erkennen, dass die Zukunft bereits in der Vergangenheit wurzelt.

Die Zeit ist doch sehr verrückt, nicht wahr?
Deine KLW, deine Luise