Das Narrativ spricht [ausladend, einladend, beladen, schrill und gemein(sam)]:
Willkommen bei den Sprachspielen 2020!
Ziehen Sie die Schuhe aus, steigen Sie in den Ring!
Wir sehen Ihnen von der Tribüne aus zu.
Wir zählen (wetten? wetten!) auf Sie.
Worum Sie kämpfen- äh spielen?
Um die gesellschaftliche Ordnung, Ihr eigenes Schicksal
und die Lebensrealitäten all derer, die Sie lieben.
Auch ich war ein Mund, durch den etwas gesprochen hat.
Quellenverzeichnis: für die Gliederung maßgebend war Berger, Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit und für die Theorie der Begegnung Kristeva, Fremde sind wir uns selbst. Geschichten sind Fahrzeuge und diese haben mich hierhin gebracht
Ich finde den Text von Eva Kispert sehr gut. Findet das noch jemand? Wenn ja, warum?
Ich zum Beispiel, weil sie sich zu dieser Form traut, die ja zunächst an was sehr Schwieriges aus dem Deutschunterricht erinnert, aber wenn man genauer hinsieht viel ehrlicher und freier, auf jeden Fall netter ist (W-Fragen werden über den Haufen geworfen, Objekt und Subjekt in einem auf den Text deutenden Herzchen vereint). Und bei all den Experimenten frage ich mich sofort, was Menschen denn noch alles machen, wie verrückt wir eigentlich mit Sprache geworden sind, während ich diesen Text immer mehr mag.
Und ich denke über Machtstrukturen nach zwischen Mensch und Mensch, aber auch zwischen Mensch und Text und was ja noch auffällt ist, wie superbösewichtinnenhaft die Autorin ihre Macht gegenüber dem Text ausspielt, ausreizt. My God, das ist sehr stimmig, und ganz schön hart. Hier leiert niemand was von bitterem Hunger in einer deutschen Studi-WG, es wird nicht fiese Satire betrieben sondern was Tolles in die Zeilen gehackt: Macht und ein Ton, der mitschwingt, während wir uns gegen die Hermetik stemmen, uns am Verstandenen freuen oder am fast Verstehen oder am gar Nichts.
Ich gäbe diesem Text an einem anderen Ort sehr viele Sterne.