Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde es ernst für Herrn Bübchen. Die stets bienenfleißige Firmenbelegschaft war zu einer noch nie da gewesenen Lobpreisung ihres Brötchengebers eingeladen. Geschäftserfolg gehört ja adäquat zelebriert. Ja, dann ab zum Chinesen. Der pure Luxus! Somit wurde am Schwarzen Brett ein zünftig rauschendes All-In-GMBH-Fest samt illustrer Gästeschar angekündigt. Inklusive besagtem Waldemar Bübchen. Diesen zieren des Öfteren wildkirschrote Pausbacken. Boshafte Bemerkungen darüber, welcher Art auch immer, sind hier unerwünscht. Apropos: 2 Majuskeln von GMBH, nämlich B + H, stehen sittsam, prüde und wohlerzogen in »Reih & Glied«. Also bitte keine falschen Hoffnungen machen.
Gleich zu Beginn wurde handelsüblicher Fusel, Pardon, 1 Begrüßungsschnäpschen kredenzt. Herrn Bübchen, welchen der Alkohol bisher nie frohlocken ließ, musste sich auch einen hinter die Binde kippen. Noch während alle Bestellungen aufgenommen wurden und mittlerweile das x-te Bier auf den Tischen stand, fiel unser Protagonist aus der Rolle. Er unterbrach die kollektive Hopfentee-Verkostung jäh. Auch ohne technischen Schnickschnack veröffentlichte Waldemar im hintersten Winkel zwei Salon-Rülpser, welche ihresgleichen suchen. Dutzende Blicke nahmen ihn schlagartig ins Visier. Blankes Entsetzen unter allen Anwesenden ob des üblen Trommelfellterrors, wich sichtlicher Anerkennung, denn solch ein Wildwest-Stakkato dringt äußerst selten bis zu den Lauschlappen vor. Deshalb mündete das »a cappella Konzert« aus Bübchens famos geöltem Rachen in einen tosenden Applaus. Dann knallten zig Korken! P.S.: Der Ton macht die Musik (eiserne Regel aus dem imaginären Bäuerchen-Almanach).
Kurz darauf erfüllten erquicktes Schmatzen und Schlürfen den Raum. Da es nichts kostete, war das Gesindel viel hungriger als üblich. Edle Tropfen schossen derweil durch die durstigen Kehlen der Bagage, während einige Arbeitskollegen Herrn Bübchen zum Thema Feuerwasser aufklärten. Denn jedwede Freude ohne Alkohol ist künstlich, folgerten sie am Schluss ihres Schnapsdrosselreferats. Unisono plumpste irgendein Bürohengst vom Sessel. Das Angebot, einen Kindersitz zu bringen, lehnte dieser nuschelnd ab. Der ist ja total besoffen, tönte es aus Waldemars Mund, um unmittelbar hernach mehrere inbrünstige Laute vom Stapel zu lassen. Statt jenem üblicherweise stummen Rufzeichen am Satzende überraschte er alle mit zwei, drei verwilderten »hicks«. Doch ehe sein Boss böse schauen konnte, zollte man ihm wegen der perfekten B-Note vollen Respekt. Stehende Ovationen! Und Bübchen verneigte sich artig. P.S.: Im Wein liegt die Wahrheit (zeitloser Spruch vom Philosophen Riesling, dem Härteren).
Nach äußerst delikater Miso-Suppe kam scharf gewürztes Huhn auf den Tisch. Da langte der lammfromme Waldemar, welcher indessen durch seine roten Augen plus bierseligem Grinsen auffiel, tüchtig zu. Als erwachsenes Söhnchen von Muttchen war er an üppige Portionen und Schlemmereien gewöhnt. Tja, solchermaßen gut verköstigt, wollte der Firmenneuzugang die Kollegenschaft spontan verzücken. Voller Coolness stand Bübchen auf, hob sein Weinglas und komponierte in f-Moll: Liebe Kollegen! Dann zündete er eine Bombe. Dieser folgte jene Wolke, welche das Gütesiegel »Wildkräuteraroma aus dem Popo-Ressort« trug. Nach langem Innehalten und ziemlich ernsten Suizidfantasien stimmten alle Halleluja-Choräle an, bevor die Welle rollte. Ja,
Herr Bübchen überzeugte jedermann. Nebenbei fielen ein paar Kollegen auf, welche besonders laut grunzten. Jene Spacken wurden bald von ihren Hausdrachen abgeführt. P.S.: Reisende soll man nicht aufhalten (allgemeine Binsenweisheit bei Flatulenzen).
Dann folgten etliche Runden Reisschnaps, welche den Mob musisch stimmte. Während sich mehrere Illuminierte der Luftgitarre hingaben, sangen andere Reibeisenmelodien. Zwei, drei Headbanger komplettierten das Brimborium. Den Luftgitarristen fehlte jedoch schon bald die Puste, sie mussten ihren Auftritt zeitnah beenden. Besagte Kopfjongleure folgten exakt deren Beispiel, da alle von kapitalen Schwächeanfällen heimgesucht wurden. Letztlich wollten die Verbliebenen aufbrechen. Deswegen wurde Herr Bübchen um ein Schlusswort gebeten. Dem Alphabet zufolge verstand ihn keiner so recht, denn seiner bleiernen Zunge fehlte die nötige Wildheit. Aber dessen herumfuchtelnde Arme verstanden ihr Handwerk. Durch plakatives Augenrollen erntete er häufiges Kopfnicken, obwohl niemand wusste, worum es eigentlich ging. Nochmals setzte frenetischer Beifall ein, untermalt vom Klang unzähliger Kastagnetten. P.S.: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt (stand in Waldemars Glückskeks).
Von Frischluftmolekülen geohrfeigt und vom Verlust der Muttersprache gebeutelt, schwankte besagter Bübchen heimwärts. Schiefe Bürgersteige, Hausmauerattacken sowie »Bröckchen lachen«, gesellten sich bald hinzu. Zur Krönung spielte er dann noch die Hauptrolle in seinem Hollywood-reifen Kampf mit dem torkelnden Schlüsselloch. Zu guter Letzt musste der ansonsten stets gesittete Waldemar strammstehen, denn sein Muttchen war fuchsteufelswild. Infolgedessen setzte es für ihr Söhnchen eine gesalzene Moralpredigt, welche sie mit etlichen »Habt Acht« spickte. Dann erfolgte die Pyjama-Ausgabe, ehe ihm seine Chefin noch jenen Leckerbissen servierte, den Klassiker schlechthin – Marsch ins Bett! Ja, wenn es Mutti sagt …