Gedichte (L. Nau)

Blicke so weit

Komm,
nimm meine Hand
Halt dich bereit
für Stillstand,
& gegen Handel mit Zeit.
Wir wollen mit dem großen Wagen fahren,
wohin lässt sich schwer sagen,
fliegen langsam-schnell durch die Musik
mit ruhigem Blick
durch leichte, lichte Leere
fallen falschrum rein
und schau’n die Welt
von oben an
dann
bist du frei von mir
ich frei von dir
denn gemeinsam einsam
reisen wir
durch das davor

und das danach

 

Urknall

ein Schornsteinfeger der sich schüttelt
verruchte Träume
und Blau in schiefen Tönen
wo fängt schwarz an
wo fängt Zeit an
und wann?

Da wo ein Fenster nur die Nacht hell macht
und Nacht durchs Fenster kriecht
da sprechen ferne Bilder
wie Vögel früh am Morgen schon
den Wahnsinn aus der überall
unsichtbare Spuren lässt
und die Maschine bunten Nebel bläst.

Da wo Verwandlung fast gelingt
und der Sandmann Sonnenbrand bekommt
da hat der Tod dir einen Witz erzählt
dann hat das Glück dir ins Gesicht gelacht
hat dich ausgelacht und du hast mitgemacht
wie Eis das in der Sonne schmilzt
über deine Finger tropft
und langsam in die Erde schwitzt.

Da wo mitten durch die Hülle
die mehr als 12 Mal Ich enthält
Wind
mit dem Ich verschwimmt
Und wo ein wunder Punkt zu Licht zu Farbe wird
wo Wolken Watte sind
wo Texte für dich sprechen
da bist du
im freien Fall
und weißt es kommt kein Aufprall

 

Zeitlos

Klebrig wenn der Verstand sich selbst interpretiert – lie-
ber in die Dunkelheit deiner Augen tauchen vorbei an
der Reflexion der Lampe
über uns
der Himmel wo wir auf Wolken laufen auf Träumen lau-
fen auf Wegen die dahin führen
wo wir losgingen und wo alles begann mit Geschich-
ten wie ferne Märchen die man am Ende längst schon
kannte
Geschichten die wie die Nacht direkt in uns hinein fallen.

So offen waren wir nie zuvor so nackt so weich im Grunde
immer schon gewesen
weich geblieben unter all den Mauersteinen
und wie die Atemluft verfliegt die Zeit auch rasend schnell
und ist doch immer da nichts wird
bleiben
es fängt nur an in Trümmern liegend
und endet nie.