Gedichte (C. Dreßel)

Arbitrarität

Berauscht von unseren selbstsüchtigen Wünschen
finden wir uns entrückt
von den Nöten und Bedürfnissen unserer Zeit.

Wir sagen Beziehung und leben Narzissmus.
Signifikant und Signifikat im Kollektivrausch neu
etabliert,
der Zeit neue Konventionen einschreibend.

Uns selbst konsumierend – Ekstase – Leiden.

 

Kausalität

Kennst du ihn – diesen Moment,
den Worte nicht einzufangen vermögen,
der sich dem Denken aufbegehrt
und
dich die eigene Unzulänglichkeit vergessen lässt.

Du merkst, dass es stimmt mit dir und der Welt.
Bedürftig in ihm zu verweilen,
erweist sich seine Vollkommenheit
in der Anwesenheit seiner Flüchtigkeit.

Er lässt dich zurück.
Sehnsuchtsvoll hängt deine Seele ihm nach
in der Gewissheit,
dass alles seinen Gang gehen wird.

 

Verwahrtes Geworfensein

Gedanken und Gefühle
gebettet in Briefen,
ein Stück ihrer Flüchtigkeit enthoben.

Ein Name als Signatur für geopferte Zeit.

Die Briefmarke als Hoffnungsträger in die Ferne.

Das Briefpapier
vielleicht
ein gefaltetes Lachen, vermessene Einsamkeit
oder
kalligraphierter Schmerz?