Wenn ich morgens aufwache klebt
Mir die Zunge am Gaumen
Das totale: Ineinanderübergehen von
Fleisch und Haut
Der Kopf schief gelegt; eine Suggestion von Verständnis
»Wie lange schon?«
Eine Weile
Ich pule, nehme Fleisch zwischen Finger
»Aber bitte mit Fingerspitzengefühl!«
Bis zum Würgreiz
»Eine tapfere …«
»ABER HERR DOKTOR«
Ein Versuch von Kontrolle:
Das Ruder wieder in die Hand nehmen
»Aha«
Bis gestern war da noch
Ein Gefühl für das Selbst: Von Sein und Haben
Diese Sache mit der Körperlichkeit, die nistete bis gestern noch
In entlegensten Hirnritzen, im
Unbewussten
Solange ein Körper systemgetreu funktioniert
Solange Gelenkscharniere passgenau ineinandergreifen
Vergessen wir getrost
Dass wir überhaupt einen haben: ein Zustand körperloser Existenz
Wie schön
Bis gestern noch –Jetzt: EIN PERMANENTES
SICHSELBSTBEOBACHTEN– Allegro Pastell
Jemand muss die Haut an den Ellenbogen mit Schmirgelpapier
Abgerieben
Haben; Sie ist ganz rau geworden; sie schält sich von selbst-
Suche – mir ist da was entglitten
»Aha«
»ABER HERR DOKTOR«
Das Sieb in der Wanne fängt seit kurzem immer eine beträchtliche Menge
Haar ein- wie Spinnenbeine über weiße Emaille gespannt
Neulich zählte ich 36 Stü–
»Und sagen Sie, trinken Sie denn genug, Frau?«
»ABER HERR DOKTOR«
Ich habe meinen Magen sinnentleert
Die Sache mit der Übelkeit ist mittlerweile so permanent geworden
Dass Sie immer wieder aus dem Blickfeld
Rutscht, sich dann wieder einschleicht und
Mich aushöhlt;
ALS HABE MAN MIR DIE DARMWÄNDE
MIT BLOßEN FINGERN AUSGEKRATZT
Und das ist es doch,
Was Sie meinen, wenn Sie sagen man müsse sich verletzlich machen
Sein Innerstes nach außen kehren
Mein Innerstes, Ich trag es vor mir her WIE
AUF DEM SILBERTABLETT
»Das ist wohl der Stress– sagen Sie,
Haben Sie Stress auf der Arbeit, mit dem Partner, Frau?«
»ABER HERR DOKTOR«
Neulich, als ich meine Brust in der Hand wog
Die, unter der es pulsiert, als ob ein Falter eingeschlossen
Wäre – ein weißer
EIN BLINDER
Fleck: am Brustbein im Tal zwischen
Wölbungen
Dort links von Anbeginn
»Probieren Sies mal mit Schlaf
Ein guter Traum hat noch jedem geholfen
ZumGewissheitgebenden
A u s e i n a n d e r f r i e m e l n von
Wahrnehmung
und
Wahrheit«
FADEOUT
Mir ist da was entronnen
Aus den Fugen wie durch die Finger
ICH HAB MICH
AN DER WELT ENTSTIRNT
Ein Gefühl wie auf den Kopf gefallen
»Aha, tatsächlich«
Mach dich glaubhaft, mach dich
Nackt
Es geht ums Hautablösen
Körper ist auch bloß Faserland -wie Mandarinen
Dekonstruktion
Entlang von Hautschichten
Epidermis- Cutis- Subcutis
WENN MANN DIR NICHT DIR NICHT INS FLEISCH FASSEN KANN, wie dann wissen
Was fault
Se-zier dich doch nicht so
Bis gestern war da noch
»Jaja«
»ABER HERR DOKTOR«
Hören sie zu?
»Machen Sie Sport?«
»ABER HERR DOKTOR«
Bis gestern war da noch
»Jaja, das: Eine Einzige Inszenierung von
Es geht mir nicht gut«
»ABER
–Mann ist heute schon ganze zwei Stunden empathisch gewesen–
HERR DOKTOR«
Männer in weißen Kitteln: ein unmissverständliches Vorsichertragen von
AUTORITÄT
Als es blutete, tropfte es eine Marmorierung
Auf den Asphalt; fast schön – aber viel
»Aha«
Sie sagen:
Ich sehe, da müssen Diäten gekürzt werden, Frau
Sie verlieren ihre Immunität, Frau
Und meinen es politisch
Sie fragen:
Ist denn das Fallen notwendigerweise unbequem?
Ein Körper, der sich stetig auf die Gerade
Zubewegt; optische Täuschung womöglich
Klangloses Ineinanderüberschwappen von
Das ist real
Illusion
»Jaja, Sie
Wir schaffen das– Frau«
Da liegt etwas im Argen;
Irgendwas mit Körperlichkeit