Anmerkung der Redaktion:
Wir stellten Fragen zu Grundsätzlichkeiten des Schreibens und des schreibenden Menschen; der Themenkomplex der KLW debütiert und wir freuen uns auf den künftigen Austausch über das Klassenbewusstsein der Literarischen Grundschule, all die anderen Primaner und von Haltungen zu Dingen, die Unsereiner nunmal so handhabt; (hier: die faulen Pelzbären Versbachs und die Gestaltung von Grußkarten an Oma).
ANONYM
Mausoleum, einbalsamiert, vorm deutschen Reichstag, Eintritt 26 € p. P. (25,50 € ermäßigt).
NIKLAS GÖTZ sum ergo scribo
Ich schreibe. Oft ist es ein »Wie geht’s«, manchmal eine E-Mail, und zwischen Einkaufszetteln und Postkarten schleichen sich auch Texte ein, von denen ich hoffe, dass unbedarfte Leser sie als Literatur interpretieren mögen. Darf ich mich deshalb Autor nennen – kann man mich deshalb Autor nennen? Wen nenne ich Autor:in?
Diese Frage beschäftigt mich jetzt schon viele Jahre. Als meine Klassenkameraden Profifußballer/Turnschuhwerbungsmillionäre werden wollten, war mir klar, dass mein Name mal nicht auf T-Shirts, sondern Büchern stehen sollte. Gedanken, Worte, Geschichten faszinierten mich schon immer, ich war süchtig nach ihnen, doch anders als die Zuckertrips meiner Kindheit konnte ich diese Droge nicht nur konsumieren, sondern (damals noch recht unbeholfen) auch selber brauen. Eine von Hassliebe getränkte Spirale aus verbissener schriftstellerischer Ambition und Konfrontation mit der Realität wurde von dieser Sucht damals in Gang gesetzt, die sich seitdem weiter dreht und auch diesen Text aus meinen Hirnwindungen gejagt hat.
Das träumende Kind in mir würde sich gerne Autor nennen dürfen, nicht um sich damit zu schmücken, sondern weil dann »etwas« aus ihm geworden wäre, weil sich dann das eigene Leben in eine Schublade stecken lassen würde, die die Antwort auf die Frage gibt: »Ist das für etwas gut oder kann das weg?« und all den Jahren meines Lebens etwas Sinn und Nutzen einhaucht. Die ungeduldigen Fragen der Erwachsenen, was aus dem kleinen dicken Jungen wohl werden würde, konnten damit auf eine Weise beantwortet werden, die mir für einige Jahre Ruhe verschaffte – zumindest bis ihnen klar wurde, dass ich es ernst meinte und man um mein ökonomisches Überleben fürchtete. Nichtsdestotrotz – etwas zu erschaffen gab meinem jungen Ich einen Zweck in dieser Welt.
Doch mit dem Alter kam auch das Bewusstsein dafür, wie naiv diese Gedankengänge waren. Ich kam zunehmend zu der Überzeugung, dass Schriftsteller sein zu wollen weder ausreichend ist um sich so zu nennen, noch könnte mich dies zufriedenstellen. So trivial es klingen mag – solange meine Schublade mein einziger Leser war, verschwendete ich nur Tinte. Ohne einen Leser ist der berauschendste, inspirierendste und bewegendste Text der Welt nichts anderes als schwarze Zeichen auf weißem Papier. Wer Texte nur für die eigenen Augen schreibt, verfasst wohlformulierte Einkaufszettel. Doch selbst die finden manchmal noch einen Leser, wenn man sie im Einkaufswagen liegen lässt. Ich war überzeugt, dass ich den Titel »Autor« genauso wenig an mich reißen können würde wie den Stuhl Petri – nur eine ausgedehnte Leserschaft bzw. ein vom Heiligen Geist Besessener könnte mich mit diesem Titel auszeichnen.
Mit dieser Überzeugung machte ich mich daran und warf meine Texte hinaus in die Welt wie Fischernetze, in der Hoffnung, Leser zu fangen. Ähnlich wie die echten Meere ist aber auch dieses überfischt, sodass jeder, der diese Zeilen gerade liest, zu der Minderheit der Menschen gehört, die ich erreiche. Die Bestätigung, nach der ich trachtete, wurde mir verwehrt und ließ mich mit Bitterkeit zurück.
Disqualifiziert mich mein bescheidener »Impact«, wie man es heute ausdrückt? Kann ich nur mit Autorenvertrag auch Autor sein, muss ich auf dem Blauen Sofa gesessen haben um ernst genommen zu werden? Müssen sich meine Worte in Geld messen lassen können, weil das nun mal das Mittel ist, um in unserer Gesellschaft Respekt auszudrücken?
Ich habe das sehr lange geglaubt und war deshalb hunderte Male kurz davor, das Schreiben aufzugeben. Der Schluss lag nahe, nicht gut genug zu sein, oder doch zumindest noch meilenweit davon entfernt zu sein, gut genug zu werden. Dennoch habe ich immer wieder von neuem begonnen. Mein Misserfolg war nie groß genug, um meine Lust am Schreiben zu ersticken, oder mein Verlangen, meine Texte in die Welt zu werfen.
Erst jetzt wird mir langsam klar, dass es nicht darum geht, Autor:in sein zu wollen, gelesen zu werden oder gar Geld damit zu verdienen – es gibt genug Menschen deren Worte Geld verdienen, ohne dass man sie ruhigen Gewissens Autor:in nennen möchte. Was wirklich zählt ist das immer wieder aufflammende Verlangen zu schreiben, sich mitzuteilen, mit Sprache zu spielen und zu erschaffen. Schriftsteller:in ist jener, für den Schreiben wie Speis und Trank ist, wie die Luft zum Atmen. Leidenschaft zu schreiben und zu leiden wenn man nicht schreibt – allein daran misst sich, ob jemand Autor:in ist oder nicht. Und ja, deshalb denke ich, dass auch ich mich so nennen darf. Ich bin kein großer Meister, und werde es wahrscheinlich nie, doch auch ich habe Teil an der Welt der Literatur und der Liebe zum Schreiben und Geschriebenen.
ALEXANDER DECKER
Wenn eine zu dichten vermag, ist das Vermögen egal
Wenn einer zu dichten vermag, ist das Vermögen egal
Wenn * zu dichten vermag, ist das Vermögen egal
ANONYM
Karl: »Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse!«
Friedrich: »Wahre Literatur kennt keine Klassen, sie ist wahrhaftig, wo es keine Herrschaft und Entfremdung gibt.«
Karl: »Doch sage mir, hört sie da nicht auf, Literatur zu sein?«
Friedrich: »Du meinst, weil ohne Entfremdung und Herrschaft jeder geschriebene Text zur Literatur und alles zur Kunst wird und somit kein Text nicht-Literatur und nichts nicht-Kunst ist?«
Karl: »Ja, genau.«
Friedrich: »Mhhh. Wie wäre es, wenn …«
Plötzlich wird Friedrich durch das Öffnen der Zimmertür unterbrochen. Theodor kommt herein, er hatte den beiden durch die Tür gelauscht.
Theodor: »Wie wäre es mit Widerstand, ist es nicht Aufgabe heutiger Literatur, Chaos in die bestehende Ordnung zu bringen?«
Karl: »Nun dann, bringen wir die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen!«
ANONYM
Literatur ist, wenn das nicht-Inhaltliche eines Textes zum Inhalt wird.
BLUME fly me to the moon (of ancient dreams and psychedelic proliferations)
obacht, obacht (an urgent user warning)! die nun wahrscheinlich (= scheinbar?) sogleich (er)folgen- den zeilen repraesentieren nicht zwangslaeufig den zeit-geist-determinierten literarischen kanon (re- spektive den bzw. einen der entsprechenden mainstream(? – kontra underground?)-diskurs/-e (wait!; you mean there might be more than one…? –you are an imposter/impossible, obviously!)) – &, viel- leicht ein kleines bisschen geschickter ausgedrueckt (ausdruck als ergaenzungs-derivat?): es han- delte sich um einen eher ziemlich ungewoehnlichen zufall (synchronizitaet der ereignisse?/ueber- schneidung der fluchtlinien (ex- & re-territorialisierung? (rhizome?; guattari kissed deleuze? (& vice versa?))) mit dem pseudo(?!)-diktat irgendwelcher letztlich x-beliebigen(?!! – O_o!) sprach-normen), sollten sie dergleichen tun –, sondern die stimme eines autodidakten aus ueberzeugung (leiden schaf- fen leiden=schaf(f)t), der seine buecher/publikationen (medien) usw. usf. (d.h.: jene(s), die(/das) er liest/las/lesen wird (lesen = schreiben?; schreiben = lesen? (= deuten?))) ungefaehr im foucault’schen sinne versteht (verwendet (gebraucht (ohne sich dabei allzu extrem auf uebliche gebrauchsanweisun- gen (sekundaerliteratur, diffuse fach-artikel-agglomerate, interpretationen, suggestionen, manipula- tionen (obwohl er sicherlich nicht selten ebenso(?) drauf reinfaellt) et cetera) zu verlassen/zu stuet- zen)), naemlich wie eine art werkzeugkasten, dem er just das entnimmt, was ihm gerade brauchbar (= sinnvoll (sinnvoll sei, was nuetzlich ist (circa buddha (whatever that means…) zugeschriebene emp- fehlung (paradigma/die quintessenz eines life-hacks?)) vorkommt, & who doesn’t give a flying fuck (no; not entirely true; es aergert ihn (bisweilen ungemein)) about ein ihm hyper-arrogant anmuten- des netz aus vornehmlich akademisch basierten, elitaeren zirkeln, die das weisungs-monopol & die vergabe von mitspracherechten hinsichtlich schier allem literatur-relevanten fuer sich beansprucht (but!, where do these rights originate? (vererbungsprinzip?, reine macht der gewohnheit, komplemen- taer zum verlogen unkritischen kooperieren derjenigen, die hoffen, irgendwann davon profitieren zu koennen (& deshalb, sich deaf, dumb & blind stellend, das boese, alte exklusions-spiel mitbetrei- ben (kissing ass in order to (someday, far, far away…) get their asses kissed?) & natuerlich auch der bezueglich diesen kontexts relativ unintereressierten (es gibt verschiedenste lebensinhalte, eventu- ell deutlich wesentlichere…?) masse, welche sich nicht tiefergehend damit auseinandersetzt?), ergo die stimme (meinung/position) einer persona bar einer sich hierfuer zustaendig fuehlenden, kon- kreten referenz-gruppe (= sekte), deren dogmen sie (bedingungslosen?) gehorsam geschworen haet- te, die daher keine profundere angst zu haben braucht, ihre tatsaechlichen(?! – how should this be even possible?) aktuellen gedankengaenge offen darzulegen, da konsequenzen (u.a. daraus resultie- rende restriktionen) sie nicht signifikant treffen (kurz zu ihrem hintergrund: ihr erfolg(?!) inner- halb des literaturbetriebs ist marginal & letzten endes sowieso bedeutungslos (behauptung: echte(?) anerkennung kann man sich (missguenstige gift- zungen sticheln heiser (oje!; ihre diffamierungs- mantren kosten sie leider lots of voice=energy which they, perhaps, could have spent on more con- structive projects…): das credo der loser… (& i? will i die laughing…? (& stinke ich dadurch bereits nach ueberheblichkeit? (ich trete (at least i try to…) nach oben (lmao!), krieche nach unten (gen ur- grund?)))) ausschlieszlich selbst angedeihen lassen)); & aber jetzt zu den themen! (= das obskure (opake?) negativ eines themawechsels?) – zu den von mir nach meinem erachten (in anlehnung an manche meiner sehnlichsten wuensche (seriously?)) bearbeiteten impulsfragen: was macht a) ge- schriebenes zu literatur, was b) autor:innen zu autor:innen? & c) gibt es eine damit korrespondierende verantwortung? –: a) alles geschriebene = literatur (eine:r/-s meint: = literatur &: es = literatur; ok?); b) ein:e autor:in ist ein:e autor:in ist ein:e autor:in = ein:e autor:in = (tautological?) ein:e autor:in ist… (if, derweil, autor:in dient primaer dem zweck, sich ein interessantes (lel!) image zu entwer- fen/zu gefallen then consume your own shit, asshole!), eine sache der definition(en?) – des grenzen(lo- sen? grenzen) auslotens? –, mein bescheidener rat: du moechtest ein:e autor:in (analog, z.b.: ein:e kuenstler:in) sein?, du bist(!) eine:r, & niemand sollte dir das nehmen koennen duerfen koennen – egal, ob du bislang etwas geschrieben hast (eh bist du kategorisch (mit=)verfasser:in deiner existenz (somewhere between (& beyond) novellen-sammlung & berichts-heft, liebes-story & horror-roman etc. etc. etc. ad infinitum) oder nicht, schlieszlich waere jede:r autor:in genau genommen die meis- te zeit (zumindest laut des ultra-engen rahmens (des (genuesslich unsere inspiration/musen) stran- gulierenden flaschenhalses unserer(?!!) bornierten mehr-denn-tausend-klassen-gesellschaft) stupi- der literarischer konventionen) nicht wirklich eine:r, sofern nicht im akuten zustand des schrei- bens (& gegenentwurf: einmal autor:in, immer autor:in?! (die intention zu schreiben/schreiben in spe = (ein tragendes/das(!) tragendste element von) schreiben?)) sich befindend(?) –, doch, c), wel- cher responsibilitaet (ui; dat klingt ja richtig schnieke, gell; der von sich (zu?) eingenommene bil- dungsmensch zeigt gerne her, seine super- leeren kleider… (schaut, schaut!, ich bin gescheit: weil, ich kenne woerter! (laestert exakt der richtige (omg!; die altbekannte geschichte vom splitter, vom balken & von den augen… (neid & missgunst; chronischer infantilismus?)) yes, me too: ein ausge- wachsener/verwachsener idiot (? – monika rinck weisz(?!) dazu (in risiko & idiotie) sehr feines!))) unterliegt er/sie?; keiner…? – dahingegen erstrebenswert faende ich(?) authentizitaet & kongruenz: sich nicht scheuen, sein wahres(?!! – daring to mention such a hoax; again?!!) gesicht zu zeigen & dazu sogar noch zu stehen!, weniger opportunismus, mehr ausreiszer, die gemeinsam neue bezugs- /orientierungsfelder/-raeume/- dimensionen bilden, um in der logischen folge bereicherndere an- saetze zu bieten, die jeweils eigenen realitaeten multiperspektivischer & eben nicht zunehmend auf immerhin erlaubtes (hey!; von wem/was nochmal?!) reduziert wahrzunehmen (fruchtbares mitein- ander wachsen statt eines skrupellos diskriminierenden sozialdarwinismus-ablegers unter der perfi- den scheinheiligen larve irgendeines post-post-post-irgendwas…); & dieser text? – moege! er vage die funktion eines pruefsteins erfuellen, inwiefern man von seiner antrainiertern/via erfahrungen erworbenen/sich entwickelt habenden erwartungshaltung abweichendes annehmen bis gutheiszen moechte/anzunehmen bis gutzuheiszen sich in der lage sieht… (in the eye of the beholder (ad&d)…)
Marco Bötsch Explorationen der Autor:in und ihrem Idyll
Jemand sagte einmal: »Ich verachte die Welt und alles, weil sie sich selbst verachten. Aus dieser Verachtung heraus schreibe ich.« Abgesehen davon, dass daraus auch eine Verachtung des Selbst sprechen mag, muss die question primaire kontemporären Schreibens sein: Wie sich zu verhalten in einer Welt bar jeder Philosophie, einer Welt, die den geistigen Menschen nicht mehr erwartet, ihn schon nicht mehr benötigt. Er ist der praktischen Lebenseinrichtung entbehrlich, und die Nutzlosigkeit mag partiell verantwortlich sein, wenn die Verachtung Finger über Tastaturen bewegt.
Sobald sich die erste Frage einstellt und die bei ihr empfundenen Wahrheiten, drängen darauf schon die Relationen ein: ein so zerfallener Begriff von Welt rühre aus einer hochkulturellen Trübsal, aus dem Verständnis für die Opernhäuser, von den Augen der Straße nicht mehr über eine Imbissbude hinausragen zu können;
eine geistige Lebenseinrichtung wäre nie im Sinne der Menschheitsgeschichte gewesen – ihre Nutzlosigkeit sei nicht unserer Zeit anzulasten, die Rohheit unserer Gattung sei ihrem Ausgang nach durch die ewig malmenden Mühlsteine gegangen, durch vergossenes Blut, Knochenstaub und Mörtel. Der Kopf, das runde Steuermodul, es wäre nicht lange zu verweilen gewesen, wenn der Hunger kam, der Hunger anderer, das Schwert, das Vaterland, die Börsenkurse;
eine Trennung von geistiger und körperlicher Arbeit – auch das ist eine Relation, nur eine ungewisse – beförderte sie die Spaltung von Denken und Handeln? Sorgte die arbeitsteilige Gesellschaft dafür, dass die intellektuelle Kreation denen vorbestimmt, denen Kartoffelerde unter den Nägeln fremd war? Sozial sich die Exklusivität höherer Schule und Sphären erschließt, die heute noch auf das Nischendasein von experimenteller Lyrik, Ateliers, Galerien und sonstigen Kulturkreisen verweisen?
Das wird keine Transferleistung und kein BAFöG ändern. Das soll nicht das Thema sein, ist jedoch eine Feststellung, die allein dazu taugt, auf gesellschaftliche Zielsetzungen zu zeigen: »Deutschland hält so gern die Kunst hoch, wie es seine Künstler:innen verachtet.« – Was schon einmal jemand gesagt haben soll, es nur nicht mehr sauber wiedergegeben werden kann und daher frei zitiert ist.
With that being said … was macht es in der Literatur, mit der Autor:in und ihrem Idyll, wenn es keine justifikable Unterscheidung zwischen Hoch- und Popkultur mehr gibt, keine Rückflucht in die Geschichte unternommen wird, das Schreiben verstanden wird als Beargwöhntes, solange keine Valorisierung, sozial, kapital? Ein Idyll für Autor:innen wird hierbei verstanden als physische Vorhandenheit; der Ort gewiss, an dem die Flucht vor der Welt gelingt, zum Schreiben oder zur Vorbereitung desselben; wo der Prozess sich enthüllt, oder die Schriftsteller:in auf sich selbst als solche:r zurückfällt. Das Idyll ist die bewusste Illusionierung, nur mit der erwählten Kulisse in der Lage sich zu halten, sei es der Fensterblick auf den Luganer See oder ein hereingeplatztes Fragen nach Rauschmitteln.
Bislang habe ich auf alles dies Aufgeworfene kein zufriedenstellendes, vereinigendes Denken parat. Alles, was ich weiß, ist: Vor kurzem schnitten sie meinen favorisierten Baum vom Bachufer, wo ich einige Male meinen faulen Lenz machte. Vielleicht sind diese Fragmente jemandem Denkanstoß; vielleicht lebe ich lang genug, um selbst damit zu einem Ergebnis zu kommen, wie vorläufig auch immer.
Nehmen Sie diesen Versuch als Beantwortung aller und keiner Ihrer Fragen zur Literarischen Grundschule. Notfalls lautet eine mögliche Antwort auf »Was sollen wir mit ihren Knochen machen?«:
Denselben Strom hinunterspülen.
Marco Bötsch Leben ohne Konsequenzen
Für F. B. und A. C.
in zitternder gleichgültigkeit
die unglaubliche furcht
dem leben nicht die gebührende gerechtigkeit
widerfahren zu lassen.
noch kein format das richtige war,
es einmal sehr schön falsch zu sagen
obschon die schönheit
noch jedem menschen die gegenwart
und atem nahm.
höre mich in meinem mut!
wo ich anfahre
deplatziertheiten nur
so herauszubrüllen.
muss ich mich im nächsten
moment schon wiederfinden
das postulierte
einzustampfen.
abstand zu nehmen
sodass die spannung zergeht
einen die wüste verlässt
das drama enttarnt
worte nur noch ordnung verleihen
einer sehnsucht
deren durst
unstillbar ist.
Für Ausgabe #8 können Sie weiterhin folgende Perspektivfragen für die LITERARISCHE GRUNDSSCHULE aufgreifen, wenn Sie das möchten. Unter der autorenseelsorge@literatur-wuerzburg.de sitzen wir gespannt auf Ihre künftigen Schlüsse.
Stellen Sie sich vor Ihnen wird von fachkundiger Seite mitgeteilt, dass Sie einen unterdurchschnittlichen Intelligenzquotient besitzen. Wie wirkt sich die Diagnose auf Ihr Schreiben und Lesen aus?
Gibt es etwas wie »pathologische Fantasie«? Ja? Nein? Wieso? Weshalb? Warum?