Nachwort #15

Leser_in, Leser_in, lass dein Haar herunter,

Stein auf Stein, Text um Text hat die KLW, haben die Autor_innen der Ausgabe #15 sich versammelt und Dir einen Turm gebaut. Stufe nach Stufe, Seite um Seite hast Du den Textturm erklommen. Und jetzt bist Du da, oben zwischen den Zinnen und schaust runter. Wie böse Stiefeltern haben sie dich eingesperrt.

Oder hat dich die Lesewut gepackt und festgehalten?

Wie lange sitzt Du jetzt schon fest?

Von hier unten kann ich dein Gesicht nicht genau erkennen. Lachst du?

Weinst du?

Schaust du gelangweilt in die Ferne?

Oder sind Deine Gesichtszüge etwa komplett entgleist?

Wenn Du dein Haar herunterlässt, kann ich hochkommen und wir reden in Ruhe darüber. Ich werde natürlich vorsichtig sein beim Klettern. Nicht dass der schöne Turm einstürzt und wir später in den Trümmern landen. Aber mach dir keine Sorgen. Eigentlich sind fast alle Türme aus Trümmern irgendeiner Art gebaut. Auch der Textturm, auf dem Du da sitzt, wurde aus vielen kleinen Teilen gebaut. Viele kleine Hände haben in viele kleine Töpfe gegriffen und ein Klötzchen aufs andere gesetzt. Viele kleine Hände können den Turm auch wieder aufbauen, wenn er mal auseinanderfällt. Also fühl dich frei: Reiß deine Lieblingsseite aus, kleb sie wieder rein. Schneid deine Erzfeindseite auseinander, schmeiß die Schnipsel in den Main. Türme, Burgen, Festungen und Mauern (auch welche, die vor Bränden schützen) stürzen manchmal ein. Wichtig ist, dass wir zusammenhalten, um sie wieder aufzubauen.

Wenn Du bereit bist, können wir dann aber fürs Erste auf mein weißes Ross steigen und zusammen in den Sonnenuntergang reiten. Und du kannst dein weißes Heftchen nehmen und ins Regal stellen. Hinten am Horizont sehe ich schon die Ausgabe #16. Vielleicht hast du ja auch etwas für sie vor Augen.

Bis dahin,

Deine Jule

im Namen von

Kollektive Stiefeltern,

Kollektive Märchenprinz_essinnen,

Kollektive Literaturzeitschrift Würzburg